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„Ich sehe mich als Spätantwortender“

Freut sich auf seine Priesterweihe am 25. Juni: Diakon Stefan Lunz.                    Foto: ku
Freut sich auf seine Priesterweihe am 25. Juni: Diakon Stefan Lunz. Foto: ku

Erlangen (ku) – Ich kann es mir ehrlich gesagt noch gar nicht vorstellen, dass ich bald hier ausziehen muss. Es war ein echt schönes Arbeiten hier.“ Wehmut klingt in der Stimme von Stefan Lunz mit, als er auf das Pfarrhaus und seine Wohnung in Erlangen-Büchenbach blickt. Doch der Auszug wird für den 47-Jährigen Wirklichkeit werden, denn der Diakon wird am 25. Juni im Bamberger Kaiserdom zum Priester geweiht und wird im Anschluss seine erste Kaplansstelle antreten.
Im Februar 1975 in Forchheim geboren, besuchte Stefan Lunz den Katolischen Kindergarten St. Franziskus in Neuses a.d. Regnitz, wurde nach der Erstkommunion Ministrant, engagierte sich in der Pfarrgemeinde und war gut 14 Jahre lang Pfarrgemeinderat. Doch beruflich schlug der heute 47-Jährige nicht den „kirchlichen Weg“ ein, sondern begann nach dem Ende seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Forchheim.
Fast 25 Jahre lang war Stefan Lunz als Bankberater tätig, „doch ich habe immer wieder gemerkt, das da noch etwas anderes ist“, sagt Lunz im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Doch durch vieles anderes wurde das Gefühl immer wieder beiseite gedrängt.“ Doch ganz konnte er das innere Gefühl nie ausschalten, das im Laufe der Jahre immer stärker wurde.
Der „große Cut“, der große Einschnitt, wie es Stefan Lunz nennt, kam dann im Jahr 2014, als er sich einer Operation unterziehen musste, der sich eine Reha anschloss. „In dem halben Jahr merkte ich, dass es auch ohne mich geht“, sagt Lunz mit Blick auf sein damaliges Leben. „Ich habe diesen Wink gebraucht.“ Reiflich habe er sich alles überlegt, „es war bestimmt kein Schnellschuss“. Und so wurde aus dem langjährigen „Sparkassler“ im Jahr 2014 ein Propädeutiker im Bamberger Priesterseminar und ein Jahr später schließlich ein Student im überdiözesanen Studienhaus St. Lambert in Lantershofen.
Als er sich von seinen damaligen Arbeitskollegen und Kunden verabschiedete, sei sein Standardsatz gewesen „Ich werde mich beruflich verändern“, einen Satz, den er auch seinen Eltern sagte. „Und meine Mutter antwortete mir damals: Du willst Priester werden.“ Und in vielen Gesprächen in dieser Zeit habe er immer wieder zu hören bekommen, „Das passt zu Dir.“
Dass er in Lantershofen mit Stefan Heim als weiterem Bamberger Diözesanen – er wurde im vergangenen Jahr zum Priester geweiht – und einem Würzburger Kollegen war, machte für ihn vieles leichter, denn immerhin war er jetzt gut 400 Kilometer von seiner Heimat entfernt.
Der „Ruf mitten im Beruf“ war für Stefan Lunz auch das Schlagwort in der Priesterausbildung in Lantershofen, wo er auch ohne Abitur Theologie studieren konnte. „Oft wird Lantershofen als ,Spätberufenen-Seminar‘ bezeichnet“, so Lunz. „Ich sehe mich aber eher als Spätantwortender.“
Seit November 2019 ist Stefan Lunz, der im September 2020 zum Diakon geweiht wurde, nun im Katholischen Seelsorgebereich ErlangenNord-West.
Dass er erst heuer zum Priester geweiht wird – auch eine Folge von Corona –, sieht er nicht als Nachteil. „Der Aufschub hat mir viel geholfen“, bekennt er. Erst nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen habe er nun wirklich pastoral arbeiten können, konnte auch Unterricht in Präsenz in zwei Grundschulen geben. „Das hat mir Spaß gemacht und ich bin als Lehrkraft gut angekommen, wie mir rückgespiegelt wurde.“
Jetzt, nach acht Jahren Ausbildung, steht für den 47-Jährigen Diakon der Schritt an, Priester zu werden. Und er freut sich auf den Dienst am Altar, bei dem er die Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten kann. Und er freut sich auf seinen Dienst in der katholischen Kirche, trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen, „die die Institution Kirche in der heutigen Zeit zu bewältigen hat“.
So habe er durchaus Bauchkribbeln, wenn er auf die Zukunft der Kirche schaue, gibt Stefan Lunz ehrlich zu. Immer größere pastorale Räume, immer weniger Priester, dazu eine Welle von Kirchenaustritten – wahrlich keine leichte Zeit. Doch Stefan Lunz will als Priester mit und bei den Menschen sein, und hat nicht deshalb umsonst seinen Primizspruch nach Markus gewählt: „Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“