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Wege für die Zukunft bahnen

Provinzoberin Schwester Martina Schmidt OSF verlässt Bamberg in Richtung Dillingen

Bamberg als Stadt ist ein Traum. Sie ist vielfältig, lebendig, spannend.“ Schwester Martina Schmidt kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn sie über die Stadt spricht, in der sie seit acht Jahren und drei Monaten als Dillinger Franziskanerin lebt. Umso schwerer fällt es ihr, in diesen Tagen die Domstadt in Richtung Dillingen zu verlassen, wo sie künftig als Provinzoberin der gemeinsamen Ordensprovinz tätig sein wird. In diese Führungsposition wurde Schwester Martina, die bislang Provinzoberin der Bamberger Provinz war, bei einem außerordentlichen Kapitel im vergangenen Jahr gewählt. „Dillinger Franziskanerinnen, Deutsche Provinz“ – so heißt die neue Verwaltungseinheit mit Sitz in Dillingen. Für Schwester Martina ist der Zusammenschluss das Ende eines längeren Prozesses, mit dem die drei bisherigen Provinzen mit Sitzen in Bamberg, Dillingen und Maria Medingen nun wieder zusammengeführt werden. Für die 61-Jährige Ordensfrau eine fast schon logische Konsequenz aus der Tatsache, dass der traditionsreiche Orden, der 1241 in Dillingen an der Donau gegründet wurde, unter Nachwuchsmangel leidet. Zurzeit gehören 360 Schwestern in Deutschland dem Orden an. Knapp 600 Schwestern der internationalen Gemeinschaft engagieren sich neben Deutschland auch in Brasilien, Indien, Spanien und in den USA. „Wir wollten einfach handeln, solange wir es noch aus freien Stücken können und nicht erst, wenn es vor lauter Not nicht mehr anders geht“, sagt Schwester Martina im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Wir wollen Wege bahnen für die Zukunft, solange wir noch aktiv agieren können.“ Durch den Zusammenschluss der drei bisherigen selbstständigen Provinzen zu einer einzigen habe man nun bessere Chancen. Mit Blick auf das Kommende verweist die Provinzoberin auf die franziskanische Spiritualität: „Franziskanisch leben heißt, bereit sein und unterwegs sein, Neues anzufangen.“ Man müsse einfach die Realität akzeptieren und sich von etwas verabschieden, wenn es keinen Sinn mehr mache, daran festzuhalten. „Und auch als eine kleine und motivierte Gruppe können wir dort, wo wir sind, das Ordensleben bewusst und freudig leben statt zu jammern oder resignieren.“ Und so geht Schwester Martina Schmidt nun nach Dillingen, „auch wenn ich gerne hier in Bamberg geblieben wäre“. Während des Provinzkapitels sei schnell klar geworden, dass der künftigen Provinzleitung Schwestern aus allen drei bisherigen Provinzen angehören werden. „Und es war erwartbar, dass ich eine derjenigen Schwestern sein könnte, die in die neue Führungsposition gewählt wird“, sagt Schwester Martina Schmidt rückblickend. Doch unbedingt gerechnet damit, dass sie die neue Provinzoberin wird, habe sie nicht. „Jetzt bin ich dankbar und freue ich über das Vertrauen meiner Mitschwestern.“ In die Freude mische sich jedoch nach ihrer Aussage auch Anspannung und Demut, komme doch viel Neues auf sie zu. „Da halte ich schon einmal den Atem an. Denn eigentlich war ich bisher schon gut ausgelastet mit Arbeit. Jetzt werde ich noch Vieles lernen müssen.“ Dazu gehöre auch, die Mitschwestern in den anderen Häusern kennenzulernen, „denn viele von ihnen kenne ich noch nicht.“ Die 61-Jährige geht davon aus, dass sie gut ein Jahr brauchen wird, um alles zu erfassen und ist in diesem Zusammenhang dankbar darüber, dass sie Mitschwestern in der Provinzleitung hat, die viel Wissen mitbringen. Neben Schwester Martina Schmidt gehören der neuen Provinzleitung Schwester Clara Mende, Schwester Gerda Friedel, Schwester Gudrun Reichart, Schwester Mattäa Herrler und Schwester Antonia Stegmiller an. Schwester Martina: „Wir werden uns ganz klar auch darüber Gedanken machen und abstimmen, wer welche Aufgaben übernimmt. Denn alleine kann ich einfach nicht alles bewältigen.“ Dankbar ist die neue Provinzoberin aber auch dafür, dass sie Mitschwestern in den Häusern des Ordens hat, die vor Ort leben und in den Konventen leben. Insgesamt haben die Dillinger Franziskanerinnen 35 Filialen, in den zum Teil nur wenige Schwestern leben. In ihrer Trägerschaft befinden sich in Dillingen und in Bamberg je ein Gästehaus und eine Pflegeeinrichtung für Mitschwestern sowie in Bamberg und Maria Medingen zusammen drei Kindertagesstätten. Zudem engagieren sich die Dillinger Franziskanerinnen und Behinderteneinrichtungen der Regens-Wagner-Stiftungen. Mit Blick auf das Montanahaus am Friedrichsbrunnen in Bamberg erklärt Schwester Martina, dass dieses Verwaltungssitz im nördlichen Provinzgebiet bleibt. Das Bildungs- und Gästehaus bleiben von der Verlegung des Provinzsitzes nach Dillingen unberührt. „Ich werde mein Arbeitszimmer und meinen Schreibtisch hier behalten“, sagt die Provinzoberin und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Denn ab und zu werde ich auch nach Bamberg kommen, um hier zu arbeiten. Aber auch um meiner Liebe zur Stadt zu frönen.“ Zuversichtlich zeigt sich Schwester Martina, dass die Vernetzung der einzelnen Häuser gut gelingen wird. „Durch die heutige Technik ist es doch eigentlich kein Problem mehr. Durch Corona ist schon jetzt Vieles digital gelaufen, da persönliche Treffen kaum möglich waren.“ Mit Blick auf die Zukunft gibt Schwester Martina als Maxime aus, dass man als Ordensgemeinschaft so gut leben werde, wie es geht, „als bewusster Teil zwischen Welt und Kirche und im Spagat zwischen Engagement und Gebet“. Das habe sie in ihrer Bamberger Zeit immer wieder erlebt, wenn die Dillinger Franziskanerinnen ein selbstverständlicher Teil des Ganzen waren und sind im Kontext von Erzbistum und Pfarrei, der Oberen Pfarre. „Hier haben wir den Glauben und die Räume geteilt und waren mit anderen gut vernetzt“, konstatiert die Ordensfrau. Und so soll es auch weitergehen bei den Dillinger Franziskanerinnen.

Autor: Andreas Kuschbert