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Fassaden für christliche Kunst gesucht

Russischer Künstler Kirill Wedernikow

Er ist Maler, Grafiker, Monumentalkünstler – Kirill Wedernikow aus der Nähe von Wladimir bei Moskau hat bereits eine erstaunliche Karriere aufzuweisen, er arbeitete in seiner Heimat Russland ebenso wie in Italien, Bulgarien, Griechenland oder der Ukraine. Seinen Durchbruch feierte der 30-Jährige indes in Deutschland: Vor zwei Jahren richtete Wladimirs Partnerstadt Erlangen die erste Einzelausstellung für den Künstler aus. Jüngst war Wedernikow wieder zur Gast in der Region, sein Bilderzyklus „Schöpfung“ ist im Bamberger Bistumshaus St. Otto zu sehen, in Nürnberg gestaltete er auf Einladung des Caritas-Pirckheimer-Hauses eine beeindruckende Gemäldeinstallation. Wedernikow hat sich auch in der internationalen Street-Art-Szene einen Namen gemacht. Seine großflächigen Kunstwerke auf Hausfassaden haben etwa in Nischni Nowgorod, unweit seines Geburtsorts, oder beim Appartengo Festival im italienischen Stigliano für Aufsehen gesorgt. Diese künstlerische Fassadenmalerei will Wedernikow nun auch nach Franken bringen – im Gespräch mit dem Heinrichsblatt verrät er, dass er für seine monumentalen Werke zurzeit auf der Suche nach Kirchengebäuden oder Gemeindehäusern auf dem Gebiet des Erzbistums ist. „Je größer, um so besser“, sagt der sympathische Russe, der die althergebrachte christliche Ikonenkunst seiner Heimat mit expressiven und avantgardistischen Ausdrucksformen verbindet. Sakralkunst schätzt das junge Multitalent deshalb besonders, weil sie die Eigenschaft habe, Dinge hinter dem Objekt sichtbar zu machen. Das verbindet sie nach Wedernikows Worten mit der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts: Das schwarze Quadrat von Malewitsch etwa konstatiert für ihn, dass sich die Form ins Nichts auflöst, was wiederum den Raum hinter den Gegenständen öffnet. „Ikonenmalerei und Avantgarde stehen sehr eng miteinander in Verbindung“, unterstreicht der 30-Jährige. Über sein eigenes Christsein äußert sich Wedernikow eher zurückhaltend, obwohl er im Wallfahrtsort Wjasniki geboren wurde. „Jede Religion hat im Grunde die gleiche Aussage“, erläutert er. „Es gibt etwas Höheres und etwas Tieferes. Der Mensch ist irgendwo dazwischen, er hat das Recht der Wahl.“ Auch seinen Zyklus „Schöpfung“ will der Künstler in einen größeren Zusammenhang gestellt wissen, der gleichwohl in Verbindung mit christlichem Gedankengut steht: „Wichtig ist in der Schöpfung, dass wir die uns gegebenen Talente gut nutzen. Wenn jemand ein Talent entwickelt, wird er Teil der Schöpfung. Davon handelt jedes Gebet.“ Obwohl monumental angelegt wie etwa in der Fassadenkunst unausweichlich, strahlen Wedernikows Arbeiten eine gewisse Behutsamkeit aus: „Sie wollen sich in den jeweiligen Raum hineinfühlen, nicht mit ihm in Streit geraten.“ Dieser Hinweis mag wichtig sein für Pfarreien, die sich vorstellen können, den Künstler für die Gestaltung von Kirchen oder Gemeindehäusern einzuladen. Sein Schaffen atmet eine Leichtigkeit, die sich in den kleinen Wolken ausdrückt, wie sie auf vielen Werken des Russen zu finden sind – auch bei den beiden Fassaden in Stigliano, die auf der Seite oben zu sehen sind. Zunächst wartet im sibirischen Omsk ein neuer Auftrag auf Kirill Wedernikow. Dort soll er den Übergang einer U-Bahnstation künstlerisch ausgestalten. Das Thema ist mythologisch, Prometheus und die Bewahrung des Feuers, im Gewand der Industrieästhetik will er archaische Mythen zeigen, die in christliche Wertvorstellung hineinfließen. „Ich habe ein Wanderleben“, sagt der Künstler. Dies sei eine wunderbare Möglichkeit, die Welt kennenzulernen und etwas für sich selbst zu bewahren. Schon bald will er wieder nach Deutschland kommen – abhängig von der Entwicklung der Corona-Pandemie. Aber auch davon, ob sich Kirchengebäude in Ober- und Mittelfranken finden, die gerne Wedernikows Kunst zeigen würden. 

Interessierte Pfarreien wenden sich an Michael Kleiner, Leiter der Stabsstelle Weltkirche, Tel. 09 51 / 5 02 16 00, https://weltkirche. erzbistum-bamberg.de. Die Schau im Bistumshaus St. Otto (Heinrichsdamm 32) ist bis 9. Januar zu sehen.

Autor: Bernd Buchner