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Mexikanischer Bischof prangert "Menschenjagd" auf Migranten an

München/Tapachula (KNA) Der mexikanische Bischof Jaime Calderon
Calderon von Tapachula hat das harte Vorgehen der Regierung gegen
Migranten angeprangert. In jüngster Zeit finde eine regelrechte
«Menschenjagd» auf Zuwanderer durch das Militär statt, kritisierte
der Bischof in einer Mitteilung, aus dem das internationale
päpstliche Hilfswerk «Kirche in Not» mit Sitz in München am
Donnerstag zitiert. Ordnungskräfte hätten auch vor kirchlichen
Schutzeinrichtungen nicht haltgemacht. So seien bewaffnete Einheiten
in den Vorhof der Pfarrkirche von Mapastepec eingedrungen und hätten
56 Migranten herausgeholt, die dort Unterschlupf gefunden hatten.

Die Diözese Tapachula befindet sich laut Mitteilung im äußersten
Süden Mexikos. Für viele Migranten aus Chile, Brasilien, Kolumbien,
Haiti und anderen lateinamerikanischen Staaten ist sie eine
Durchreisestation auf dem Weg in die Vereinigten Staaten. Vor allem
die Zahl der Migranten aus Haiti habe zuletzt drastisch zugenommen,
berichtete der Bischof. Die Menschen litten unter den Folgen eines
schweren Erdbebens von Mitte August. Seit Jahren befinde sich Haiti
zudem in einer politischen Krise, die sich nach der Ermordung von
Präsident Jovenel Moise im Juli nochmals verschärft habe.

Zur Zuspitzung der Lage an der südmexikanischen Grenze habe auch die
Corona-Krise beigetragen, berichtete Calderon: «Bis dahin waren die
Grenzen offen. Die Regierung hat die Migranten sehr respektvoll
behandelt.» Infolge der Krise aber hätten die Menschen monatelang
festgesessen: «Es begann für sie eine qualvolle Tortur aus Hunger,
Enge durch Überbelegung der Quartiere, Drogenkonsum, Krankheiten und
allgemeiner Verzweiflung.» Die humanitäre Lage verschärfe sich,
Menschenhandel und Kriminalität nähmen dramatisch zu.

Um das Leid der Migranten zu lindern, habe die Diözese Tapachula das
Programm «Unser täglich Brot» ins Leben gerufen, so das Hilfswerk.
Flüchtlinge erhielten in den Pfarrgemeinden Lebensmittelpakete,
Medikamente und seelsorgerische Unterstützung.

Autor: KNA