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Papst fordert verstärkte Bekämpfung der Korruption in der Slowakei

Bratislava/Rom – Papst Franziskus hat in der Slowakei zu einem
verstärkten Kampf gegen Korruption aufgerufen. "Es ist notwendig,
sich um den Aufbau einer Zukunft zu bemühen, in der die Gesetze auf
alle gleichermaßen auf der Grundlage einer Gerechtigkeit angewendet
werden, die niemals käuflich sein darf", sagte er am Montag bei einem
Treffen mit Vertretern der Regierung und aus der Zivilgesellschaft in
Bratislava. Damit Gerechtigkeit nicht eine abstrakte Idee bleibe,
müsse ein ernsthafter Kampf gegen Korruption geführt werden.

Im Zusammenhang mit dem Mord an dem slowakischen Journalisten Jan
Kuciak und dessen Verlobter Martina Kusnirova 2018 hatten
Enthüllungen über Verbindungen zwischen Politikern und der
organisierten Kriminalität Proteste ausgelöst, die zu einer schweren
politischen Krise führten. Kuciak hatte über Korruption, Missbrauch
von EU-Geldern und Interessen der italienischen Mafia in der Slowakei
recherchiert. Die seit 2020 amtierende Regierungskoalition trat mit
dem Versprechen an, Korruption zu bekämpfen. Mehrere Selbstmorde von
Inhaftierten schürten seither Spekulationen über Ermittlungsmethoden
und Haftbedingungen.

Die katholische Kirche des Landes ermahnte der Papst bei einem
anschließenden Treffen mit dem Klerus, auf die Bedürfnisse der
Menschen von heute offen und kreativ einzugehen. Der Mittelpunkt der
Kirche seien nicht die Kirche selbst oder übertriebene Sorge um die
eigenen Strukturen. "Tauchen wir stattdessen in das wirkliche Leben
der Menschen ein", mahnte der Papst die katholischen
Kirchenvertreter. Predigten dürften nicht bis zu 50 Minuten, sondern
sollten maximal eine viertel Stunde dauern, sagte er vom
Redemanuskript abweichend. Die Kirche müsse den Dialog mit allen
Menschen suchen und "dem Abenteuer der Freiheit" Raum geben.
Andernfalls drohe sie, zu einem geschlossenen Raum zu werden.

Für den Nachmittag standen ein Treffen mit jüdischen Vertretern
sowie Begegnungen mit dem Parlamentspräsidenten und dem
Ministerpräsidenten auf dem Programm. Am Vortag hatte Franziskus bei
seinem Besuch in Ungarn Präsident Janos Ader und Ministerpräsident
Viktor Orban nicht wie üblich zu Vier-Augen-Gesprächen getroffen
sondern gemeinsam in Anwesenheit von Kardinalstaatssekretär Pietro
Parolin und dem vatikanischen "Außenminister", Erzbischof Paul
Richard Gallagher.

Auf dem Programm des bis Mittwoch dauernden Papstbesuchs in der
Slowakei stehen zudem eine Freiluftmesse und ein Treffen mit
Jugendlichen. In Kosice im Osten des Landes wird er in einer
heruntergekommenen Trabantenstadt Vertreter der dortigen Roma
treffen.

 

Autor: epd