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Wirkliche Pflegereform nötig

Caritas: Neue Bundesregierung muss soziale Ungleichheit angehen

München - Die Pandemie hat nach Auffassung der Caritas München und Oberbayern die Ungleichheiten in der Gesellschaft vergrößert. Das werde in den Beratungsstellen des katholischen Verbands täglich sichtbar, die immer mehr Klienten zählten, sagte Vorständin Gabriele Stark-Angermeier am Dienstag in München bei der Jahrespressekonferenz. Um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, seien im Bund entschlossenes Handeln und Reformen nötig. Gerade Ältere und Pflegebedürftige, Kinder und Jugendliche, Geringverdiener und Geflüchtete habe die Pandemie mit voller Wucht getroffen.
Nötig sei eine wirkliche Pflegereform, forderte Stark-Angermeier. Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte erforderten nicht nur ein gutes Gehalt, sondern auch mehr Personal bei Fachkräften und verwandten Berufen etwa für die Alltagsbegleitung oder Hauswirtschaft. Außerdem müsse Pflege bezahlbar sein und dürfe nicht zu Altersarmut führen. Die Vorständin plädierte für eine Pflege-Vollversicherung sowie einen gedeckelten Eigenanteil für Pflegebedürftige. Dies müsse mit Beginn der nächsten Legislaturperiode im Bund sofort in Angriff genommen werden.
Der ins Spiel gebrachte Bundeszuschuss in Höhe von einer Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt werde angesichts einer älter werdenden Gesellschaft jedoch zu wenig sein, so Stark-Angermeier. Schon heute sei jeder dritte Pflegebedürftige nicht mehr in der Lage, die Kosten für die stationäre Versorgung selbst aufzubringen. Mehr staatliche Investitionen seien auch für die häusliche Pflege dringend erforderlich. Für pflegende Angehörige, überwiegend Frauen, fehle ein finanzieller Ausgleich für den Einkommensausfall, der Rentenanspruch sei gering, Pflege und Beruf seien kaum vereinbar.
Politik, Gesellschaft und Tarifpartner müssten anerkennen, dass die sozialen Berufe in der Pflege und in der Erziehung den Zusammenhalt der Gesellschaft sicherstellten, sagte Stark-Angermeier. Deshalb gelte es, diese für Frauen und Männer attraktiver zu machen. Weiter gehe es darum, die Familien zu stärken. Dazu gehöre, die Kitas besser auszustatten und ab dem neuen Schuljahr einen regulären Schulbetrieb wieder zu ermöglichen.
Die Pandemie dürfe nicht weiter zur Vertiefung ökonomischer Ungleichheiten führen, warnte die Vorständin. Unabdingbar seien ergänzende Regelungen sozialer Sicherung, um Menschen von Armut und gesellschaftlichem Abstieg, vor Überschuldung, Wohnungs- und Erwerbslosigkeit zu bewahren.

Autor: KNA