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„Eigentlich wollte ich es die ganze Zeit“

Der 34-jährige Sebastian Heim wird von Erzbischof Ludwig Schick zum Priester geweiht

Bamberg – Zehn Jahre lang war er als Altenpfleger bei der Caritas in Coburg tätig, und der Beruf machte ihm viel Spaß. „Es war mir schon immer wichtig, Menschen in allen Lebenslagen zu begleiten und zu unterstützen“, sagt Sebastian Heim. Doch eigentlich wollte er schon „die ganze Zeit“, wie er es ausdrückt, einen anderen Beruf ergreifen: Er wollte Priester werden. Dieser Wunsch geht für den 34-Jährigen nun in Erfüllung: Am 26. Juni wird er von Erzbischof Dr. Ludwig Schick im Bamberger Kaiserdom zum Priester geweiht.
Aufgewachsen in Neundorf in der Gemeinde Weitramsdorf (Landkreis Coburg), besuchte er die Grund- und Hauptschule, bevor Sebastian Heim an der Realschule CO II seinen Realschulabschluss machte. Ab 2004 begann er seine Ausbildung zum Altenpfleger bei der Caritas in Coburg und arbeitete anschließend als Altenpfleger. Im Jahr 2011 informierte er sich erstmals im Bamberger Priesterseminar über den Beruf des Priesters, den endgültigen Ausschlag für seine Entscheidung war jedoch eine Aussage einer Freundin, die zu ihm sagte: „Auf was willst Du eigentlich noch warten?“
„Kaum einer war wirklich überrascht, dass ich Priester werden wollte“, sagt Heim im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Denn schließlich hat er, wie er es mit einem Schmunzeln ausdrückt, eine „Sakristeikarriere“ hinter sich, war Ministrant, gestaltete Andachten und Betstunden und war zudem Mitglied im Pfarrgemeinderat. Überraschend war für Sebastian Heim eher, „wie viele Arbeitskolleginnen und -kollegen sich für meinen Werdegang interessierten. Eine Kollegin war sogar bei der Diakonenweihe dabei“.
Im September 2014 trat Sebastian Heim ins Bamberger Priesterseminar ein, absolvierte hier das einjährige Propädeutikum. In sehr guter Erinnerung aus dieser Zeit ist ihm die Israelreise mit der Bibelschule geblieben. Von September 2015 bis September 2019 studierte Heim in Lantershofen, dem überdiözesanen Seminar zur Priesterausbildung. „Zehn Jahre nach meinem Schulabschluss noch einmal die Schulbank drücken – da habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht. Aber das Studium ist sehr gut gelaufen und ich habe einen sehr guten Abschluss geschafft.“
Die Zeit in Lantershofen bezeichnet Sebastian Heim als „bereichernd“, lernte er dort doch Studenten aus ganz Deutschland kennen. „Da erkennt man schnell, das Katholischsein in Franken ganz anders ist als in Hamburg oder im Rheinland.“ Und der 34-Jährige empfand es als inspirierend, dass das Priesterseminar in Lantershofen nicht abgeschottet, sondern ins Dorfleben integriert war. Heim: „Viele Gläubige kamen zu unseren Gottesdiensten, und wir hatten auch so Kontakte.“
Seit 2019 absolviert Sebastian Heim sein Pastoralpraktikum im Katholischen Seelsorgebereich Neubau mit Dienstsitz in Neunkirchen am Brand. Das vergangene Jahr, das von der Corona-Pandemie geprägt war und ist, betrachtet er als „ernüchternd, denn vieles ging nicht“: es gab keine der vielen Bittgänge, keine Wallfahrten und auch nicht die große traditionelle Karfreitagsprozession. Auch die Erstkommunionvorbereitung musste im Corona-Modus stattfinden.
„Es war aber auch spannend zu sehen, wie man sich in diesen Zeiten organisiert“, konstatiert Heim. Als Ausbildungsprojekt drehte er – quasi als Ersatz für die ausgefallene Karfreitagsprozession – ein Video mit den Figuren der Prozession. Heim: „Die Leute waren sehr dankbar für den Impuls.“ Auch seien in dieser Zeit viele andere Gottesdienstformen entstanden, es gab Livestreams; dazu entwickelte sich ein Nachbarschaftshilfeprojekt in Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde.
„Kirche war und ist derzeit einfach anders“, sagt Heim. „Unsere Angebote taten den Menschen gut, denn viele von ihnen waren auf der Suche. Und mit unseren Angeboten haben wir auch andere Gruppen und Menschen erreicht.“
Jetzt als Jungpriester in die Kirche mit all ihren großen und kleinen Problemen hinauszugehne – damit hat Sebastian Heim keine Probleme oder Bedenken. „Es bringt nichts, sich verrückt zu machen“, ist seine Devise. Und er freut sich auf seine künftige Tätigkeit in den Gemeinden.
Für ihn ist es die Mischung, die den Reiz ausmacht, die Arbeit mit jungen Menschen ebenso wie mit Familien oder Senioren. „Es gibt eigentlich nichts, wo ich sage, das ist nichts für mich,“ konstatiert er.
So will er – wie einst als Altenpfleger – für die Menschen da sein, sich für sie einsetzen. Und er möchte den Menschen die Eucharistie als Kraftquelle für das Leben nahebringen. Das spiegelt sich auch in seinem Primizspruch wieder, den er ausgewählt hat: „Das ist mein Leib, das ist mein Leben; das bin ich selbst für euch.“  

Autor: Andreas Kuschbert