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„Wer alles dauernd kommentiert, der redet die Dinge am Ende tot.“

Bischof Jung: Kirche durchleidet Trauerphase

Würzburg - Die katholische Kirche durchleidet nach den Worten des Würzburger Bischofs Franz Jung derzeit eine Phase der Trauer. Aktuell merkten viele Menschen, dass etwas zu Ende gehe und dass es keine schnelle Lösung gebe, sagte Jung am Sonntag im Würzburger Kiliansdom. „Man muss das spüren und dann loslassen, dass Neues werden kann“, ergänzte der Bischof. Wichtig sei die Gelassenheit, die Dinge sich entwickeln zu lassen. Das „geistige Wachstum der Kirche“ sei „ein organischer Prozess. Wer dauernd nur den Puls fühlt, der ist krank. Wer alles dauernd kommentiert, der redet die Dinge am Ende tot.“
Wachstum geschehe in Phasen, führte Jung aus. „Keine Phase kann übersprungen werden, sondern sie muss gelebt werden.“ Als Beispiele nannte der Bischof die Genesung, aber auch Trauer oder Prozesse der Ablösung. „Schneller ist nie besser.“ Im Gegenteil: Wer Trauer oder Genesung nicht die notwendige Zeit einräume, werde von dem eingeholt werden, was nicht bearbeitet worden sei.
Mit Wachstum zu rechnen bedeute auch, mit Unvollkommenheit zu rechnen, weil etwas, das wachse, noch nicht fertig sei. Es sei wichtig, dann nicht nur die Defizite zu sehen, sondern auch das Potenzial, das in einem selbst oder bei anderen noch werden könne.
„Ungeduld ist da meistens Lieblosigkeit oder Hoffnungslosigkeit. Wer ungeduldig ist, der hat auch die Liebe verloren“, betonte Jung. Gott habe Geduld, weil er damit rechne, dass der Mensch ihm entgegenwachse. „Gott gibt Zeit, er hat Geduld und wartet, dass wir Früchte bringen, die ausgereift sind und die dann bleiben in Zeit und Ewigkeit.“
Jung äußerte sich bei einem Dankgottesdienst aus Anlass des dritten Jahrestags seiner Bischofsweihe.

 Autor: KNA