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Dem Bauschutt entgangen

Historische Dachbalken werden in Nürnberg zu Kunst

Nürnberg - Die Kirchengemeinde St. Sebald in Nürnberg hat am heutigen Freitag ihr Kunstprojekt „Balken“ gestartet. 60 unversehrte über 500 Jahre alte Originalbalken aus dem Dachstuhl des Sebalder Pfarrhofs sind bei den Restaurierungsarbeiten dem Bauschutt entgangen und sollen jetzt zu Kunstwerken werden. Unter der Begleitung der Kunsthistorikerin Christiane Lischka-Seitz und dem Holzbildhauer Stefan Schindler werde sich eine Gruppe von etablierten Kunstschaffenden und jungen Studierenden an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg mit dem historischen Material auseinandersetzen, teilte Projektleiterin Andrea Franke mit. Am Freitag suchten sich Künstlerinnen und Künstler „ihre“ Fichten- oder Kiefernholz-Balken aus.
Die Kunstschaffenden erhalten eine Aufwandspauschale, überlassen der Gemeinde die Werke zum Verkauf und verzichten auf die Hälfte des Erlöses, sagte Franke. Die andere Hälfte fließt in ein Fundraising Projekt. Die nicht verkauften Werke würden in den drei folgenden Jahren präsentiert, eine Auktion sei in Planung. Die entstandenen Werke sollen in einer Vernissage im Mai 2022 in der Sebalduskirche und der Akademiegalerie im benachbarten Haus der Industrie- und Handelskammer (IHK) gezeigt werden.
Vor der aktuellen Aktion war der Bildhauer Harald Kienle beauftragt, aus den 60 Balken eine raumgreifende Installation im Ost-Chor der Sebalduskirche zu gestalten, die nun wieder aufgelöst ist. Aus den Holznägeln in den Balken wurde ein Kreuz gearbeitet, das seit 2020 in den Amtsräumen des Nürnberger Oberbürgermeisters Marcus König (CSU) hängt.
Im rund 650 Jahre alten Pfarrhof von St. Sebald verkehrten im Laufe der Zeit Prominente wie Albrecht Dürer und Philipp Melanchthon.
Derzeit wird das Gebäude aufwändig renoviert. Die Sanierung kostet über sechs Millionen Euro.

Autor: epd