· 

Reaktion auf anhaltende Kritik

Kardinal Marx verzichtet auf Bundesverdienstkreuz

München - Der Münchner Kardinal Reinhard Marx will das Bundesverdienstkreuz nicht in Empfang nehmen. In einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat Marx am Dienstag, auf die für Freitag in Schloss Bellevue geplante Auszeichnung zu verzichten. Dies sei mit Rücksicht auf diejenigen, die daran Anstoß nähmen, der richtige Schritt.
Missbrauchsbetroffene aus Köln und aus Trier hatten die Ehrung mit Blick auf die nicht aufgearbeitete Rolle von Marx in mehreren Missbrauchsfällen kritisiert.
„Die Kritik, die nun von Menschen geäußert wird, die von sexuellem Missbrauch im Raum der Kirche betroffen sind, nehme ich sehr ernst, unabhängig von der Richtigkeit der einzelnen Aussagen in Offenen Briefen und in der medialen Öffentlichkeit“, schreibt Marx nach Angaben seiner Pressestelle. Er fühle sich persönlich und auch als Amtsträger der Kirche der Aufarbeitung verpflichtet.
Bundespräsident Walter Steinmeier reagierte mit Anerkennung auf die Entscheidung von Marx. „Der Bundespräsident respektiert die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx, auf die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstorden zu verzichten“, sagte eine Sprecherin. Nach ihren Angaben telefonierte Steinmeier mit Marx und bekräftigte dabei Verdienste des Kardinals unter anderem im Werben um die Aufnahme von Geflüchteten und im Dialog von Kirche und Gesellschaft.
Beide seien zudem einig, dass die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche „von überragend wichtiger Bedeutung“ sei und fortgesetzt werden müsse. Rücksicht auf Betroffene zu nehmen, die an der Ordensverleihung Anstoß genommen haben, verdiene Anerkennung, sagte der Bundespräsident demnach.
Missbrauchsbetroffene begrüßen die Ankündigung von Kardinal Marx , auf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes verzichten zu wollen. Der Verein Missbit aus dem Bistum Trier nannte Marx' Entschluss die „einzig richtige Möglichkeit“. Die Ankündigung, auf die Ehrung zu verzichten, zeige, dass Marx die Kritik sehr ernst nehme, sagte Missbit-Sprecher Hermann Schell. Zugleich störe ihn, dass der Münchner Erzbischof und früherer Bischof von Trier inhaltlich nicht weiter Position zu den von Betroffenen geäußerten Kritikpunkten beziehe.
Auch der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, begrüßte die Entscheidung des früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. „Respekt!“, kommentierte Katsch auf Twitter. Er selbst war im April gemeinsam mit dem Jesuitenpater Klaus Mertes mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.

 

Autor: KNA / epd