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„Es hätte geholfen, Herr Generalvikar“

Oberasbach (buc) – Etwa fünfundsiebzig Minuten ist der Abend in Oberasbach alt, als er kippt. Schweigen breitet sich aus in der vor einigen Jahren so fein renovierten Johanneskirche, die Stille beklemmend statt adventlich beruhigt; die physikalische Kälte in dem Gotteshaus, die jede Sekunde mehr um sich greift, verbindet sich mit der Stimmung zu einer förmlichen Froststarre. Jemand löst das Schweigen auf, doch das schale Gefühl hat sich längst festgesetzt.
Die Pfarrgemeinde St. Johannes hat Prälat Georg Kestel, Generalvikar außer Dienst, eingeladen, um über Kirche und Missbrauch zu sprechen. Der Termin war lange vor dem Amtsverzicht von Erzbischof Ludwig Schick vereinbart, mit dem auch Kestel aus dem Amt schied. Die Pfarrei hatte nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens im Januar eine vielbeachtete Gesprächsreihe „Missbrauch aufarbeiten – Kirche erneuern“ angestoßen. Dies ist bereits der dritte Abend in der Reihe.
Bedeutung der Prävention
Der langjährige Generalvikar trägt zunächst rund eine Dreiviertelstunde vor, mahnt mit Blick auf die Missbrauchsskandale, kritische Themen nicht wegzudiskutieren, sondern aufzunehmen und zu verarbeiten. Er ruft zu einer neuen „Kultur des Sehens, Handelns, Wahrnehmens“ auf, unterstreicht die Bedeutung der Präventionsarbeit zur Verhinderung künftiger Taten sexualisierter Gewalt. Kestel warnt zugleich vor einer „Kultur des Verdachts“ gegen Geistliche.
Der 67-Jährige verweist auf die MHG-Studie, aus dem Erzbistum Bamberg sind darin 41 Missbrauchsfälle aufgeführt, etwa 90 Betroffene seien sichtbar gewesen. Die örtliche Staatsanwaltschaft habe sich vor kurzem gemeldet, so Kestel, wolle sich die Personalakten der verstorbenen Priester erneut ansehen: „Es ist gut, dass sich die staatliche Justiz darum kümmert.“ Die Kirche solle nichts beschönigen, „aber wir brauchen unseren Glauben nicht aufgeben und verraten“.
Dann beginnt die Diskussion. „Bekennen der Schuld, Sorge um die Opfer, Aufbrechen und Kirche erneuern“, so eine Wortmeldung. Kestel antwortet lakonisch: „Entschuldigungen sind schon zahlreich ausgesprochen worden.“ Allein Erzbischof Schick habe mit rund 30 Betroffenen gesprochen: „Er sieht eine Grenze. Es hilft nicht immer.“ Die Fälle in Wallenfels sowie in Eichstätt, wo ein schwer belasteter Priester vor dem Zugriff der Staatsanwaltschaft ins Ausland verfrachtet wurde, kommen zur Sprache.   …

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 50/2022