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Bischof von Charkiw: 15 Prozent der Wohngebäude sind zerstört

München (KNA) - In der ukrainischen Stadt Charkiw sind nach den Worten des dortigen katholischen Bischofs Pawlo Honcaruk schätzungsweise 15 Prozent der Wohngebäude und der Infrastruktur zerstört. „Manchmal haben die Menschen nur noch das, was sie am Leib tragen, weil alles verbrannt ist“, sagte Honcarkuz dem in München ansässigen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (Donnerstag). Einerseits herrsche ein Gefühl der Hilflosigkeit, andererseits versuchten die Einwohner die Normalität so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
„Die Unternehmen, die in der Lage dazu sind, führen ihren Betrieb fort. Auch Krankenhäuser und die städtischen Versorgungsunternehmen arbeiten immer noch“, so der Bischof. Schulen und Universitäten liefen weiter. Polizei und Feuerwehr seien „vollständig funktionstüchtig“. Angesichts der seit über fünf Monaten andauernden Kämpfe seien viele Menschen abgestumpft gegenüber den ständigen Gefahren. Bei Beginn des Kriegs hätten die Menschen bei Luftangriffen die Schutzräume nicht verlassen. Viele blieben sogar dauerhaft dort. Doch nun stelle er fest, dass manche mutiger geworden seien; „Die müde Psyche beginnt, das Gefühl der Gefahr zu unterdrücken.“
Da die Stadt nah an der Front im Osten liege, gebe es den ganzen Tag über Angriffe, sagte Honcaruk. Erst jüngst seien keinen Kilometer von seinem Aufenthaltsort entfernt Bomben eingeschlagen. Er selbst sei wie viele Einwohner darauf gefasst, dass jeder Tag sein letzter sein könnte: „Ich weiß, dass ich das Geschoss nicht hören werde, das mich trifft. Wenn ich also eine Explosion höre, heißt das, dass ich noch lebe. Wir sind auf einen plötzlichen Tod vorbereitet.“ Das täglich erfahrene Leid drohe auch ihn bisweilen zu überwältigen, räumte der Kirchenmann ein. „Das Böse ist so groß und zynisch. Kriege lassen sich sehr leicht auslösen, aber wie kann man sie wieder beenden?“