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Erster „Papst im Ruhestand“ seit 718 Jahren

Vatikanstadt (KNA) – Seine Bezeichnung für die Geschichtsbücher ist längst gefunden. „Professor Papst“ wird er genannt: weil seine Ansprachen vor der UNO, im Berliner Reichstag oder im britischen Parlament anspruchsvoll wie Vorlesungen waren – und weil er aus seiner Liebe zur akademischen Theologie nie einen Hehl gemacht hat. Doch zuletzt, vor allem in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum München-Freising, hat das Image von Joseph Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI., Kratzer bekommen. Am 16. April wird er 95 Jahre alt.
Zu Beginn seiner Karriere war von einem „Panzerkardinal“ oder einem „Wachhund Gottes“ noch nichts zu hören. Der junge, schüchterne Priester aus Bayern füllte in Bonn die größten Hörsäle. Seine theologische Brillanz veranlasste den Kölner Kardinal Josef Frings, den gerade 35-Jährigen zu seinem Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zu machen.
Über viele Gespräche mit anderen Konzilsvätern nahm Ratzinger erheblichen Einfluss auf diese größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts. Unterdessen bekam er, wie Kollegen spöttelten, den Wanderpokal der theologischen Fakultäten. Bonn 1959, Münster 1962, Tübingen 1966, Regensburg 1969 wurden zur Wiederannäherung an seine Heimat Bayern.
Der Euphorie des Konzils folgte ein Aufbruch, aber auch eine Zeit der Verunsicherung. Hatte sich die Kirche zu sehr dem Zeitgeist angedient? Auch der verschreckte Ratzinger wandte sich nach der „Revolution der 68er“ der Verteidigung der Tradition und der Volksfrömmigkeit seiner Jugend zu.
Der Episode vom Regensburger Vorlesungspult zum Erzbischof von München und Freising (1977-1982) folgte 1982 seine Bestimmung über Jahrzehnte: als Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Vom Vatikan aus kämpfte Ratzinger fortan für Johannes Paul II. gegen modernistischen Relativismus und eine marxistisch orientierte Befreiungstheologie. Das theologische Gehirn des Wojtyla-Papstes erhielt Attribute wie „Großinquisitor“ und „Panzerkardinal“.   …

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe ­15/2022