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Papst war sehr genau informiert

Vatikanstadt (vn) – Papst Pius XII. (1939-1958) hat mindestens 15000 Juden persönlich gerettet und wusste schon früh vom Holocaust. Darüber referierte vor kurzem der deutsche Historiker Michael Feldkamp. So habe der Pacelli-Papst den Amerikanern schon kurz nach der Wannsee-Konferenz einen Bericht zum Holocaust übermittelt; diese hätten ihm allerdings nicht geglaubt. Darüber sprach er in einem Interview mit Mario Galgano (Vatican News).

Herr Dr. Feldkamp, Sie waren in den vergangenen Tagen in den vatikanischen Archiven und haben einige bisher nicht bekannte Dokumente zu Pius XII. beziehungsweise Eugenio Pacelli gesehen. Was gibt es denn aus Ihrer Sicht Neues zur Pius-XII.-Forschung, was die breite Öffentlichkeit noch nicht weiß?
Feldkamp: Zunächst ist es so, dass wir in Deutschland nicht die einzigen sind, die zu Pius XII. forschen. Es gibt in diesem Bereich nicht nur Historiker, sondern auch Journalisten – die wir als Multiplikatoren auch brauchen. Was jetzt neu ist und was wir bisher immer gewusst haben, ist, dass Eugenio Pacelli, also Pius XII., schon sehr früh über den Holocaust Bescheid wusste.
Was die systematische Vernichtung der europäischen Juden betrifft, richtete Pius XII. im März 1942 – zwei Monate nach der Wannsee-Konferenz – eine Botschaft an den US-Präsidenten Roosevelt. Darin warnte er ihn davor, dass in Europa in den Kriegsgebieten etwas passiere. Diese Nachrichten sind (aber von den Amerikanern) nicht für glaubwürdig erachtet worden. Heute wissen wir, (…) dass Pius XII. ohne Übertreibung fast täglich mit der Verfolgung von Juden konfrontiert war. Er bekam alle Berichte vorgelegt, und er hatte ein eigenes Büro innerhalb der zweiten Sektion im Staatssekretariat eingerichtet, in dem die Mitarbeiter sich ausschließlich um solche Belange kümmern sollten.
Da waren Monsignore (Domenico) Tardini – der ist nachher beim Zweiten Vatikanischen Konzil ein wichtiger ­Kardinal gewesen –, und da war Monsignore Dell’Aqua, ebenfalls ein späterer Kardinal. Er gilt auch als einer der Hauptverfasser der Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Aussöhnung mit den Juden (Nostra aetate).
Diese Verantwortungsträger waren während des Zweiten Weltkrieges mit Pius XII. ganz eng verbunden, um ihm täglich über Verfolgung und Massendeportation sowie über Einzelschicksale von Menschen, die sich an sie wandten, zu berichten.
Und das Spannende ist jetzt, dass wir heute schätzen können, dass Pius XII. persönlich etwa 15000 Juden gerettet hat, und zwar durch seinen persönlichen Einsatz: indem er die Klöster geöffnet hat, indem er die Klausur aufgehoben hat, damit dort Menschen versteckt werden können und so weiter. Das ist alles eine riesige Sensation! Die Archivbefunde, die ich jetzt im Vatikan gefunden habe, zeigen mir, wie genau Pacelli informiert gewesen ist.  …

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Ausgabe 07/2022