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Kostbare Erinnerungen aus Metall

Epitaphienkünstler Thomas Haydn beherrscht ein seltenes Handwerk

Nürnberg – Mitten auf dem Arbeitstisch steht ein Löwe. Er streckt grimmig seine lange Zunge heraus, an den Vorderpfoten sind spitze Krallen. Thomas Haydn sitzt vor der Plastilinfigur und verfeinert mit einem Modelliereisen die üppige Mähne des Raubtiers. Wenn das etwa 30 Zentimeter große Modell fertig ist, wird der Epitaphienkünstler einen Silikonabdruck davon machen und mit Gips füllen. Die Gipsfigur kann er dann noch präziser bearbeiten, bevor sie abgeformt und in Metall gegossen wird.
Der Löwe soll ein bereits bestehendes Ensemble auf dem Grab von Wolf Magnus Schweyer auf dem Nürnberger Johannisfriedhof ergänzen. 1701 wurde dort der wohlhabende Bankier beigesetzt, dessen Hinterbliebene sich ein aufwändiges Epitaph mit Goldverzierung leisten konnten. Noch heute sind Goldreste darauf zu erkennen.
Epitaphien sind Grabinschriften oder metallene Gedenktafeln. Die Historikerin und Stadtarchivarin Antonia Landois forscht dazu auf den Nürnberger Friedhöfen Johannis und Rochus. „Hier in Nürnberg hat sich die Epitaphienkultur seit dem 16. Jahrhundert ganz speziell und auch weltweit einmalig entwickelt“, erzählt sie. Damals leisteten sich Menschen aus allen sozialen Schichten eine „tafel- oder reliefartige Darstellung mit Namen, Texten oder Bildern in Bronze und Messing“.  …

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe ­04/2022

 

Autor: Julia Riese (epd)