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Weg vom „Wir müssen doch“

Katholischer Seelsorgebereich Dreifrankenland stellt Pastoralkoordinatoren vor

Schlüsselfeld – „Das Konzept will auf die Fragen von heute antworten“, erläutert Leitender Pfarrer Wolfgang Dettenthaler. „Wichtig ist uns, dass jede Gemeinde einen Ansprechpartner hat.“ Der Leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Dreifrankenland im Steigerwald und Pastoralreferent Peter Segna stellen das neue Konzept der Pastoralkoordinatoren und Pastoralkoordinatorinnen, das am 23. Oktober eingeführt wird, vorab im kleinen Kreis vor.
„Pastoralkoordinatoren sind sicher eine Besonderheit“, sagt Segna. „Die Idee dahinter ist, dass jede Gemeinde - wir haben über 20 – einen Hauptamtlichen aus dem Pastoralteam als festen pastoralen Partner bekommt und zwar nicht nur als Ansprechpartner, sondern auch klar mit Entscheidungskompetenz, die der Leitende Pfarrer beziehungsweise die Pfarradministratoren delegieren.“ Das entspricht auch der Idee in der neuen Pfarrgemeinderats-Satzung, dass nur noch ein Mitglied des Pastoralteams in einem Pfarrgemeinderat stimmberechtigt ist.
Männer und Frauen
Die Pastoralkoordinatoren – Pfarrer, Pfarradministratoren, Pastoralreferent und Gemeindereferentinnen – also Männer und Frauen – sind der Erst-Ansprechpartner für die Gemeinden. Er oder sie kann vor Ort Entscheidungen treffen, ohne auf die nächste Dienstbesprechung warten zu müssen. Und es können pastorale Aufgaben an Ehrenamtliche vor Ort delegiert werden.
Anliegen des Pastoralkonzeptes ist es das, was es braucht, wie Gottesdienste, Taufen oder Beerdigungen zu garantieren. Dazu werden vorhandene Kräfte und Resourcen gezielt eingesetzt. Das gilt auch für Ehrenamtliche. Es gibt kein Muss. Vor Ort wird es die Angebote geben, die den Gläubigen wichtig sind und um die sie sich kümmern, nicht die Angebote, die es schon immer gab. Vielleicht gibt es Beerdigungen und Gottesdienste in einer anderen Form, ob Eucharistie, Andacht oder Wortgottesfeier kommt auf die individuelle Situation an. Ob ein Leiter von Wortgottesfeiern auch in den Nachbarort kommt, entscheidet er oder sie selber. Nach seinen oder ihren Kapazitäten.
Es geht Pfarrer Dettenthaler und Peter Segna um eine Bewusstseinsänderung. Um ein weg vom „Wir müssen doch“. Das, so sagen sie, war zu viel Druck. Worum geht es denn im Glauben? „Wir brauchen neue Wege“, sind sich Pfarrer und Pastoralreferent einig. „Nicht alles was wir wollen ist machbar. Entscheidend ist die Frage: wer macht die Arbeit?“
„Egal ob kleinste Dörfer oder Stadt, es soll keiner verloren gehen“, betont der Pastoralreferent und freut sich über die Individualität, die das Konzept ermöglicht. Die große Einheit werde von Hauptamtlichen sozusagen zusammengehalten. Diese ist untergliedert in kleinere Einheiten, die vor Ort individuell ausgebaut und mit Leben gefüllt werden. Ganz so, wie es eben in dem jeweiligen Ort möglich ist. Zum Beispiel könnte man fragen: machen wir einen Besuchsdienst schon zum 65. Geburtstag, zum 70. oder erst zum 80.? Das hängt von den Kapazitäten ab. Nicht von irgendwelchen Vorgaben.
Die Leute müssen nicht verzweifelt für Aufgaben gesucht werden. Es wird angeboten, was übernommen wird. Und wenn jemand sagt: wir müssen doch eine Prozession machen, dann soll er sie organisieren. Pfarrer und Pastoralreferent bedauern die steigende Anspruchshaltung. ... Aber keiner wills machen. Hinzu kommt oft die Unsicherheit nicht zu wissen, was wie zu tun ist. Umso wichtiger: Ansprechpartner für die Gemeinden.
Das territoriale Prinzip des Ansprechpartners gilt auch als kategoriales Prinzip, etwa für Erstkommunion- und Firmkatechese. „Für viele war es erst einmal eine Umstellung“, berichtet Peter Segna. Denn statt der gewohnten Gruppenstunden gibt es beispielsweise Familiengottesdienste, in denen die Kinder an die Themen herangeführt werden. „Es stellt sich doch die Frage, was ist heute nötig“, sagt Segna. Da sei die Erstkommunion ein gutes Beispiel, denn viele der Kinder hätten heute gar keine Gottesdiensterfahrung mehr. „Da ist die Erfahrung wichtiger als die Wissensvermittlung.“ Und mittlerweile kommen die Familiengottesdienst sehr gut an.
Die Bereiche Ökumene, Beerdigungen und caritatives müssen noch konzeptioniert werden, erläutert der Leitende Pfarrer. Sehr gut angenommen werden die einheitlichen Gottesdienstzeiten. „Die gemeinsame Gottesdienstordnung war ein großer Sprung“, weiß Pfarrer Dettenthaler. „Das ist wirklich ein Zeichen der Einheit“.
In den regelmäßigen Dienstgesprächen tauschen sich alle Hauptamtlichen des Seelsorgebereichs, also alle Pastoralkoordinatoren aus. So weiß jeder was los ist und kann im Notfall aushelfen. Von den einzelnen Gemeinden werden Adressenlisten angelegt, wo alles wichtige zusammengetragen wird, wer den Schlüssel zur Kirche hat etwa, wer Orgel spielt oder putzt. So muss im Notfall nicht erst alles mühsam zusammengetragen werden, bei einem Wechsel fällt die Übergabe leichter.
Und Wechsel stehen noch bevor. Denn von den derzeit 12 hauptamtlichen Stellen werden langfristig nur sieben einhalb erhalten bleiben „Wir wollen vorbereitet sein“, betont der Leitende Pfarrer. „Es ist uns wichtig Schritt für Schritt vorzugehen“.
Am Dreifrankenstein, wo 2019 die Gründung des Seelsorgebereichs Dreifrankenland im Steigerwald gefeiert wurde, sollen nun auch in einem Gottesdienst die Pastoralkoordinatoren für die Gemeinden des Seelsorgebereichs beauftragt werden. Mit ihnen wird der neue Verwaltungsleiter vorstellt, der im Oktober seine Arbeit aufnimmt.

Autor: Brigitte Pich