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„Ist doch klar, dass das geht oder nicht geht“

Neue Leiterin des Diözesanmuseums

Carola Marie Schmidt empfängt nicht etwa hochherrschaftlich in ihrem Büro, sondern setzt sich zum Gespräch mit dem Heinrichsblatt-Redakteur kurzerhand auf die Treppenstufen vor dem Eingang des Kapitelhauses neben dem Dom. Seit Januar ist die 38-jährige Salzburgerin Leiterin des Bamberger Diözesanmuseums, mit ihr übernehme eine „dynamische und progressive junge Frau die Neukonzeption unseres Hauses“, kündigte Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat, seinerzeit an. Schmidt hat also einiges vor sich, und sie bringt vieles mit für ihre neue Aufgabe. Die Kunsthistorikerin und Textildesignerin mit Ausbildungsstationen unter anderem in Krakau, Arezzo und London hat später an der Wiener Albertina gearbeitet, war in Museen in Leogang und Wagrain beschäftigt sowie im Salzburger Domquartier – dort war sie auch an einer Marketingkooperation beteiligt, wie sie auch von den Museen um den Bamberger Dom angestrebt werde, so Kastner. Wie war der Start mitten im Lockdown? Die Nachfolgerin von Holger Kempkens musste beginnen, ohne die Mitarbeiter wirklich zu kennen, der Besucherservice half bei geschlossenem Haus in Bibliothek oder Archiv aus. „Es hat sich lange gezogen, bis man wirklich mit jedem gesprochen hat“, erzählt Schmidt. „Aber abgesehen von diesem Zeitverlängerungsaspekt ist es ganz gut gelaufen.“ Das Team sei wunderbar, die Arbeit mache großen Spaß. Ist das Publikum entwöhnt? Dass die Pandemie nicht eben förderlich für die Museumskultur war, liegt auf der Hand. Den kurzfristigen Schaden könne man schnell beziffern, sagt die neue Leiterin. Ein Blick auf die Besucherzahlen genügt. Viel wichtiger sei aber der langfristige Aspekt, ob den Menschen der Kulturgenuss in dieser Zeit entwöhnt wurde. Oder ob sie sich erinnerten, dass es Institutionen gebe, „die mit Leib und Seele dafür da sind, Geschichtsverständnis zu bewahren und Fragen an Vergangenheit und Gegenwart zu stellen“. Es gebe nicht den idealen Museumsbesucher, aber das ideale Museum, fügt Schmidt hinzu. Dieses schaffe es, viele Besuchergruppen anzusprechen, weil es verschiedene Fragen aufwerfe und den Besuchern eine erfüllte Zeit schenke – sei es mit Unterhaltungswert, Lehrreichem oder theologischen Gedankenanstößen. „Unser Job ist es, für die Menschen das Beste zu machen, dass sie wieder zu uns kommen.“ Wie könnte die bevorstehende Umgestaltung des Museums aussehen? Die Kunsthistorikerin spricht von einer zeitgemäßen Anpassung, von einer „Relokalisierung der Objekte“, um sie in einen besseren Kontext zu setzen. Besucherplanung und die Route durchs Haus sollen verändert werden, um Highlights wie das Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde oder die Prachtgewänder besser zur Geltung zu bringen. Schmidt will mit Emotionen arbeiten, wie sie sagt: Den Duft von Weihrauch kennt jeder Kirchgänger, aber vielleicht nicht jeder Museumsbesucher. Duftstationen zum Beispiel seien ein „ganz wichtiger Zugang“, um Emotionen hervorzurufen. Wie viel Zeit die Neukonzeption in Anspruch nimmt, steht noch nicht fest („Das ist kein Fünfjahresprojekt“), doch soll zum Beispiel auch an der Barrierefreiheit des Museums gearbeitet werden, wie Carola Marie Schmidt betont. Es gebe eine „Vision für das Haus, die klar kommuniziert wird“, das rein weibliche Leitungsteam funktioniere sehr gut: Birgit Kastner sei in der Region sehr gut vernetzt, Kuratorin Ludmila Kvapilová-Klüsener sehr lange im Haus – und sie selbst schaue sich manche Dinge womöglich „neutral und unbelastet“ an. „Hin und wieder stelle ich so Fragen“, berichtet Schmidt mit Schalk in den Augen, „wo jeder Bamberger sagt: Ist doch klar, dass das geht oder nicht geht.“ Wer mehr zum bisherigen Werdegang der neuen Museumsleiterin wissen möchte, wird auf www.kunstwissen.at fündig. Dort informiert Carola Marie Schmidt über ihre beruflichen Stationen, wohl bald auch über die Bamberger Aufgabe. Der Domain- name „Kunstwissen“ bedeutet im Österreichischen auch so viel wie „das könntest du wissen“, gibt also einen kleinen Denkanstoß zur kulturellen Bildung mit. „Das ist der kleine Witz hinter der Sache“, so die Salzburgerin. Ihr erstes Bamberger Rauchbier hat sie in ihrer neuen Heimat übrigens schon getrunken. „Wie Sie sehen, ich lebe noch.“ 

Diözesanmuseum, Domplatz 5, 96049 Bamberg, Telefon 09 51 / 5 02 25 02, Internet: https:// dioezesanmuseum-bamberg.de/. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr.

Autor: Bernd Buchner