· 

Klima hintergründig

Karikaturen-Ausstellung

Er ist für unsere Sünden gestorben“, sagt der Priester, den Zeigefinger Richtung Kruzifix an der Wand gereckt. Der kleine Junge antwortet: „Für Flugzeuge und Offroader?“ Es sind Karikaturen wie die des Schweizers Schlorian, die das Thema Umwelt- und Klimakrise mal leichtfüßig und humorig, mal herb und zynisch einfangen – bis hin zur Arche Noah, die diesmal keinen Menschen mehr mitnimmt, weil genau der die Weltkatastrophe verursacht hat (unser Titelbild). Zu sehen sind die hintergründigen Zeichnungen aus 18 Ländern Ost- und Westeuropas in der Ausstellung „Mit Volldampf in die Katastrophe?“ in Nürnberg. Die Schau ist eine „Weltpremiere“, wie Stadtkirchen-Sprecherin Elke Pilkenroth sagt, und gleichsam vorbildlich coronakonform: Die 77 Karikaturen hängen in Schaufenstern in der Innenstadt, von den Auslagen des Pirckheimer-Hauses bis zum Haus der Stadtkirche und dem „Ultra Comix“, einem der bundesweit größten Comicläden. Einige Werke haben ihren Platz in der Offenen Kirche St. Klara gefunden. Auch abends ist die Schau zu sehen: Die Auslagen sind beleuchtet, die Kirche bis 21 Uhr offen. Initiatoren der Schau sind die Erzdiözese und das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, dessen diesjährige Aktion der „Bewahrung der Schöpfung“ gewidmet ist. Erzbischof Ludwig Schick betont bei der Eröffnung, die Christen müssten alles tun, was der Umwelt nütze, „heute und immer!“ Er berichtet, dass die rund 3000 kirchlichen Gebäude im Erzbistum derzeit nach und nach klimagerecht umgebaut werden, unterstreicht die Bedeutung umweltgerechter Mobilität und die Bemühungen der Kirche, Bewusstsein für das Thema Umwelt und Klima zu schaffen, angefangen bei den Kommunionkindern. Nicht von ungefähr ist die Erzdiözese Teil der Bewegung „Fridays for Future“. Renovabis fördert Projekte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Christian Hartl, dessen Werk bereits 25 000 Projekte mit einem Fördervolumen von 800 Millionen Euro unterstützt hat, betont die Bedeutung des Themas für die Zukunft der Menschheit. Unter den von Renovabis geförderten Initiativen sind zahlreiche Umweltprojekte, von einem ökologischen Kloster in Litauen über eine Ordensschwester in Albanien, die mit Jugendlichen Müll einsammelt, bis zu einer Rehaeinrichtung für Strahlenopfer in der Nähe von Tschernobyl. Für Schulen hierzulande bietet Renovabis Unterrichtsmaterialien, etwa eine Doppelstunde „Bewahrung der Schöpfung“ (Näheres siehe unter www.renovabis.de/schule). Karikaturen seien ein „sehr kreativer Zugang“ zu einem Thema, das oft mit erhobenem Zeigefinger daherkomme, fügt Hartl hinzu. Das bestätigt „Ultra Comix“-Geschäftsführer Stefan Trautner, der davon überzeugt ist, dass gerade Jugendliche über Comics oder Mangas leichter in ein Thema hineinfinden. Manch Älteren kann der Comic-Humor zu weit gehen: „Ich bin auch schon verflucht worden“, sagt Genre-Fachmann Trautner. Michael Kleiner hat in dieser Hinsicht weniger Bedenken. Kirche etwa sei durchaus in der Lage, über sich selbst zu schmunzeln, betont der Weltkirche-Beauftragte des Erzbistums. Kleiner hat die Ausstellung federführend konzipiert, es ist bereits die sechste Comicschau dieser Art. 2000 Einsendungen gab es diesmal, eine Jury wählte die besten Karikaturen aus. Die Ausstellung soll im Sommer in Vierzehnheiligen gezeigt werden, im Herbst im Bamberger Klinikum, dann bundesweit und auch international, vor allem in Osteuropa. Und was ist das Lieblingswerk von Erzbischof Schick? Eine Karikatur des Belgiers Stefaan Provijn, Bergsteigen auf einem Haufen Schrottautos, „die wir wahrscheinlich dorthin geliefert haben“, sagt der Erzbischof.

Autor: Bernd Buchner