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Sie kämpfte gegen Folter und Todesstrafe

Menschenrechtspreisträgerin Chikunova gestorben

Nürnberg/Novara - Die Gründerin der Organisation „Mütter gegen Todesstrafe und Folter“ ist tot. Die usbekische Menschenrechtsaktivistin Tamara Chikunova starb mit 72 Jahren bereits am 31. März im italienischen Novara, wie die Stadt Nürnberg am Donnerstag mitteilte. Chikunova erhielt 2005 den Nürnberger Menschenrechtspreis.
Chikunova kämpfte gegen Todesstrafe und Folter an der Seite der christlichen Gemeinschaft St. Egidio, Amnesty International, Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen, heißt es im Nachruf der Stadt. Als Russin in der usbekischen Hauptstadt Taschkent erlebte sie nach dem Zerfall der Sowjetunion, dass ihr Sohn wegen einer ungeklärten Beschuldigung zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Sie durfte seinen Leichnam nicht bestatten, weil dies das usbekische Gesetz für Todeskandidaten vorsah.
Nach diesem traumatischen Ereignis habe Tamara Chikunova ihr ganzes Wirken in den Kampf gegen Folter und die Todesstrafe gestellt, schreibt die Stadt. Mit ihrer Organisation informierte sie die usbekische Öffentlichkeit über Menschenrechtsverletzungen. Die „Mütter“ führten Statistiken über die Todesurteile und deren Vollstreckung sowie über Folterfälle in Usbekistan. Zahlreiche Repressalien zwangen Tamara Chikunova, Usbekistan zu verlassen. Mit Unterstützung der Gemeinschaft St. Egidio fand sie 2009 eine neue Heimat im italienischen Novara.
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) würdigte die Lebensleistung von Chikunova: Sie habe mit bewundernswerter Zivilcourage unter vielen persönlichen Opfern für Grundrechte gekämpft.

Autor: epd