Bischof Meier: Hans Küng wird mir als kritische Stimme fehlen
Augsburg - Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat den gestorbenen Theologen Hans Küng gewürdigt. Die Nachricht von Küngs Tod „hat mich traurig und nachdenklich gestimmt», schreibt Meier in
einem am Mittwoch auf der Internetseite seines Bistums veröffentlichten Nachruf.
Meier kannte Küng demnach aus seiner Zeit in Rom, wo beide lange gewirkt haben. „Mir, der ich mich als Bischof in der Friedensstadt Augsburg auch der Einheit der Christen und dem
interreligiösen Dialog widme, wird diese konstruktiv kritische Stimme fehlen“, so Meier.
Der Bischof notiert über Küng: „Zwar können seine Positionen in christologischen und ekklesiologischen Fragen bis heute durchaus kontroverse Diskussionen provozieren, doch wird sein
umfassendes theologisches Werk, das weit über innerkirchliche Themen hinausgreift, von einer Klammer umgriffen, die das Ganze umschließt und gerade heute aktuell ist.“ In seiner Dissertation
über den Theologen Karl Barth habe er „- seiner Zeit weit voraus - zu den evangelischen Schwestern und Brüdern“ eine Brücke bezüglich der Rechtfertigungslehre gebaut und am Ende den Bogen vor
allem zu den Weltreligionen gespannt, erklärt Meier.
„Auf diese Weise war Hans Küng ein Mann des durchaus kantigen ökumenischen und interreligiösen Dialogs, ein Wetzstein, an dem man sich reiben konnte, der aber auch wesentliche Fragen
selbstbewusst zu artikulieren vermochte“, hält Meier fest. Er werde bei der Feier der Eucharistie „unserem Mitbruder, Frater Major Hans Küng, gedenken“.
Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, war am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben. In den vergangenen 30
Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos“. 1979 hatte ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen seiner
Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Wissenschaftler erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.
Autor: KNA