Nürnberg (KNA) - Der durch Protestaktionen mit Klimaaktivisten bekannte Jesuitenpater Jörg Alt (63) steht erneut vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, eine Rede zu einer Sitzblockade vor dem Nürnberger Hauptbahnhof gehalten und damit die Protestaktion unterstützt zu haben. Ob die bereits am Dienstag begonnene Verhandlung vor dem Amtsgericht Nürnberg an diesem Donnerstag fortgesetzt wird, ist laut einer Mitteilung des Ordensmannes vom selben Tag jedoch unklar. Grund sei ein Befangenheitsantrag gegen den Richter, den Alts Verteidiger gestellt habe.
Laut einem Bericht der "Nürnberger Nachrichten" (Mittwoch) hatte der Richter noch vor Beginn der Beweisaufnahme erklärt, dass die Aktenlage eindeutig sei und er keine Bewährungsstrafe in Erwägung ziehe. "Ich schick Sie ins Gefängnis - das wissen Sie", sagte der Richter demnach zu dem Jesuiten. Alts Verteidiger Benjamin Schmitt erklärte dem Beitrag zufolge: "Für meinen Mandanten ist das Vertrauen in die Unvoreingenommenheit des Richters zerstört." Der Richter selbst habe betont, nur "in drastischen und plakativen Worten volksnah und in einfacher Sprache" einem Angeklagten dargestellt haben zu wollen, welche Rechtsfolgen zu erwarten seien.
Alt spricht von Unverhältnismäßigkeit
Pater Alt selbst teilte am Donnerstag weiter mit, das Verhalten des Richters stehe "in einer Reihe mit der unverhältnismäßigen Anwendung der Präventivhaft gegenüber Klimaaktivisten, obwohl dieses Instrument einst zur Verhinderung schwerster Straftaten geschaffen wurde". Der Vorgang zeige erneut, dass in Bayern mit "unverhältnismäßiger Härte" gegen Klimaproteste vorgegangen werde.
"Im Übrigen ist es genau diese Unverhältnismäßigkeit im Vorgehen bayerischer Behörden gegenüber Klimaprotest und Bürgern, die ihre Meinung kritisch äußern, die ich immer wieder anprangere im Sinne von: 'Hört auf die Botschaft - Hört auf, die Botschafter wegzusperren'", so Alt weiter. "Für diese angebliche 'Straftat' würde ich sehr gerne wieder ins Gefängnis gehen."
Der Ordensmann war bereits vom 1. bis 25. April 2025 in der Justizvollzugsanstalt Nürnberg inhaftiert gewesen. Er hatte dort eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßt. Wegen Beteiligung an einer Straßenblockade war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er aber nicht zahlen wollte. Stattdessen ging er lieber ins Gefängnis, auch um damit auf das Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen.