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Betroffene kritisieren Anwesenheit von belasteten Kardinälen in Rom

Berlin/Vatikanstadt (KNA) – Missbrauchsbetroffene haben die Anwesenheit von durch Strafverfahren belasteten Kardinälen im Vorkonklave im Vatikan kritisiert. Der Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, forderte in einer Mitteilung vom Mittwoch transparente und weltweit einheitliche Verfahren und Regelungen für den Umgang mit klerikalen Missbrauchstätern und Vertuschern, die auch nach dem Tod eines Papstes sicher angewandt würden.

 

Konkret kritisierte Katsch, dass der wegen Betrugs verurteilte Italiener Giovanni Becciu ebenso in Rom anwesend sei wie Limas ehemaliger Bischof Luis Cipriani, der selbst wegen Missbrauchs an einem Minderjährigen angezeigt worden war, und der ehemalige Erzbischof von Los Angeles, Roger Mahony, gegen den es Vertuschungsvorwürfe gibt. Alle drei seien "offenbar der Ansicht, dass sie nach dem Tod des Papstes sich nun wieder öffentlich zeigen und ihre Funktionen ausüben können", kritisierte Katsch.

 

Am Konklave selbst teilnehmen kann keiner der drei Genannten. Becciu, der noch nicht rechtskräftig verurteilt ist, hatte bereits am Dienstag erklärt, auf sein Wahlrecht zu verzichten. Cipriani und Mahony haben die Altersgrenze für Wahlberechtigte von 80 Jahren bereits überschritten. Zudem ist Cipriani seit 2020 und Mahony bereits seit 2011 nicht mehr im Amt.

 

Betroffene: Schutz vor Missbrauch ins Kirchenrecht

 

Das internationale Netzwerk von Missbrauchsbetroffenen "Ending Clergy Abuse" (ECA) forderte die Kardinäle in einem offenen Brief auf, endlich wirksame Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zu ergreifen. Der nächste Papst solle eine "Null-Toleranz-Politik für sexuellen Missbrauch" in das Kirchenrecht aufnehmen. Dies solle "Jahrzehnte des Ausweichens, der Geheimhaltung und des institutionellen Verrats" beenden. Evelyn Korkmaz, Mitbegründerin von ECA und Betroffene von sexuellem Missbrauch, erklärte: "Der nächste Papst muss sich für Gerechtigkeit statt für den Schutz der Institution entscheiden - sonst wird ihm die Geschichte nicht verzeihen."

 

Das Netzwerk forderte die Kardinäle auf, einen Papst zu wählen, "der sofortige und entschlossene Maßnahmen ergreift und die Integrität der Kirche wiederherstellt". Konkret fordert es die verpflichtende Laisierung von Klerikern, die als Missbrauchstäter verurteilt wurden. Zudem setzt das Netzwerk sich ein für eine verpflichtende und ausnahmslose Meldung von Missbrauchsfällen an zivile Behörden. Außerdem will ECA weltweit "betroffenenzentrierte Protokolle, die kulturell und sprachlich angemessen sind" und unabhängige Rechenschaftsmechanismen, die nicht von Diözesanbehörden kontrolliert werden.