Berlin (KNA) – Ältere Menschen werden nach Einschätzung von Seniorenorganisationen zu wenig in Testverfahren für Internetanwendungen einbezogen. Die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), Regina Görner, forderte einen nutzerfreundlicheren Blick von Digitalunternehmen. "Sie müssten das aus der Perspektive eines Menschen einrichten, der sich zum ersten Mal ein Handy gekauft hat", sagte sie am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Um zu solch einem niedrigschwelligen Angebot zu kommen, müssten aber viel mehr ältere Personen Apps und andere Internetanwendungen testen. "Es ist aber nicht so, dass die entsprechenden Firmen bei unseren Seniorenorganisationen deswegen Schlange stehen."
Eine BAGSO-Umfrage von 2022 zeigt, dass ältere Menschen ohne Internet auf zahlreiche Schwierigkeiten stoßen - etwa im Gesundheitsbereich. "Einen Arzttermin zu vereinbaren ist ohnehin eine Situation, die der Betroffene als stressig empfindet, weil es um die eigene Gesundheit geht. Das ist keine Dienstleistung wie etwa das Vereinbaren eines Friseurtermins", sagte Görner. "Jeder hat einen Anspruch darauf, diese Dienstleistung auch zu bekommen."
Entmündigung von älteren Menschen
Auch andere Dinge, die ältere Menschen lange Zeit selbst erledigen konnten - eine Steuererklärung machen, einen Theaterbesuch buchen, eine Fahrkarte kaufen - würden ihnen durch die zunehmende Digitalisierung erschwert. "Da stoßen sie mit einem Mal auf eine Wand, und sie müssen um Hilfe bitten, wenn sie weiterkommen wollen. Das ist entmündigend", kritisierte Görner.
Diese Entwicklung führe zu einer Abnahme der Selbstständigkeit von älteren Menschen - und reduziere deren Wohlbefinden im direkten Umfeld und in der Gesellschaft allgemein. "So etwas macht die Menschen in ihrem eigenen Umfeld heimatlos."