
Berlin (jjo) – Der Social-Media-Konzern Meta beendet Fakten-Checks. Medienexpertin Claudia Paganini über Gefahren und Aufgaben für Kirche und Journalismus.
Frau Paganini, Meta-Chef Mark Zuckerberg hat angekündigt, bei Facebook, Instagram und Threads fallen die Fakten-Checks weg. Elon Musks Plattform X macht das ähnlich. Wie gefährlich werden Soziale Medien?
Paganini: Soziale Medien ohne Fakten-Checks erhöhen das Risiko der Verbreitung von Fehlinformationen erheblich. Die fehlende Überprüfung erschwert es Nutzern, zwischen wahrheitsgemäßen, irreführenden und falschen Inhalten zu unterscheiden. Das führt kurzfristig zu Irritationen, weil das Vertrauen in Informationsquellen untergraben wird.
Mittelfristig ist eine verstärkte Polarisierung der Gesellschaft zu erwarten, weil tendenziöse oder unrichtige Beiträge sich ungestört verbreiten können und damit das Phänomen der „Filter Bubbles“ verstärkt wird. Damit ist gemeint, dass User nur noch die Inhalte konsumieren, die sie in ihrer Meinung bestärken, und sich immer weniger auf den Austausch mit anderen Positionen einlassen. Folglich können sie ihre Meinungen aber auch nur noch schwer korrigieren. Die auf diese Weise vorangetriebene Polarisierung gefährdet langfristig die gesellschaftliche Stabilität.
Immer mehr Menschen informieren sich vorrangig über Social-Media-Kanäle. Verlieren wir die gemeinsame Basis von Fakten, auf der eine Gesellschaft diskutiert?
Ja, es besteht tatsächlich die Gefahr, dass eine gemeinsame Faktenbasis verloren geht. Einseitige Informationen und die Verbreitung von Desinformationen können dazu führen, dass Menschen epistemisch – also was ihre Erkenntnis betrifft – in unterschiedlichen Realitäten leben, was konstruktive öffentliche Debatten erschwert. Auf der anderen Seite könnte man das Phänomen mit dem Philosophen Max Scheler (1874-1928) auch aus einer anderen Perspektive betrachten und darauf vertrauen, dass jede Gesellschaft sich mittelfristig darum bemühen wird, ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit aufrecht zu erhalten, weil sie ansonsten gewissermaßen die Basis ihres Funktionierens abschafft. Doch auch in diesem Fall treten die korrigierenden Effekte nicht sofort ein, sondern man muss sehr wohl mit Tiefpunkten oder Skandalen rechnen, die dann erst wieder das Bewusstsein für das Problem schaffen.
Das komplette Interview lesen Sie in der Ausgabe 04/2025