Nürnberg (pm) – Alle vier Minuten wird in Deutschland eine Frau Opfer von häuslicher Gewalt. Mehr als 150 000 Frauen haben im vergangenen Jahr Gewalt durch ihren Partner oder ihre Familien erlebt. Beim Start der bundesweiten Nikolausaktion auf dem Christkindlesmarkt in Nürnberg mit Stargast Maite Kelly hat das Bonifatiuswerk den Blick bewusst auf Frauen in Not gerichtet.
Ziel ist es nach den Worten von Generalsekretär Monsignore Georg Austen, auf das Problem aufmerksam zu machen und sich für den Schutz von Mädchen und Frauen stark zu machen. „Für Menschen, die Gewalt und Hass erfahren, müssen wir einstehen. Mit unserer Nikolausaktion wollen wir zeigen, welche tiefe Bedeutung das Fest hat“, erklärte Austen in Nürnberg. Nikolaus habe sich als Christ für den Schutz des Lebens eingesetzt, ohne groß darüber nachzudenken. „Mit ihm als Vorbild wollen auch wir uns heute für den Schutz des Lebens einsetzen, gleich ob geboren oder ungeboren, gesund oder krank, jung oder alt“, erklärte der Geistliche weiter.
Gemeinsam mit der Nürnberger Maria-Ward-Schule, dem örtlichen Caritas-Frauenhaus Hagar und der Katholischen Stadtkirche wurde so ein Ort guter Taten im Rahmen der bundesweiten Initiative des katholischen Hilfswerks geschaffen. „Wie wichtig unsere Arbeit ist, erfahren wir immer wieder durch die vielen Frauen, die bei uns Schutz suchen“, sagte Petra Zöttlein, Leiterin des Caritas-Frauenhauses Hagar. „Gerade in Zeiten knapper Kassen freuen wir uns über jede Unterstützung, um diesen Frauen helfen zu können.“
Zöttlein nahm einen Spendenscheck in Höhe von 5000 Euro vom Bonifatiuswerk und von der Confiserie Riegelein aus Cadolzburg für die Arbeit in der Einrichtung entgegen. „Ich appelliere an alle Verantwortlichen in Bund und Ländern, sich jetzt gemeinsam für von Gewalt bedrohte Frauen einzusetzen“, sagte sie. Für die Frauen sei das Haus Zufluchtsort, Schutzraum und Beratungsstelle zugleich. Dort können sie dem von Gewalt geprägten Umfeld entfliehen und wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurückkehren.
Leere Stühle als Zeichen
Da die Frauen aus dem Frauenhaus Hagar zu ihrem eigenen Schutz nicht persönlich zur Eröffnung kommen konnten, wurden stellvertretend für sie leere Stühle sowie Plakate mit Statements der schutzbedürftigen Frauen aufgestellt. Darauf stand zum Beispiel: „Ich habe voller Angst und Sorgen gelebt“; „Ich wurde geschlagen und tyrannisiert“ oder „Ich weiß nicht, ob diese Wunden heilen, oder ob sie nur verblassen“.
Stadtdekan Andreas Lurz hob den Ort der Eröffnung, den Christkindlesmarkt, hervor: „Hier wird für mich deutlich, dass kirchliches Handeln nicht abgehoben und abstrakt ist, sondern im ganz normalen Leben stattfinden muss.“ Unsere Botschaft der Hoffnung für die Welt lebe davon, dass sie durch uns Hand und Fuß bekommt, so Lurz. „Dass sie spürbar und begreifbar wird und dass vor allen Dingen die Menschen, die es schwer haben im Leben, ein Stück Hoffnung, Würde, Sicherheit, Mitmenschlichkeit erleben können.“ Der heilige Nikolaus sei ein Mensch gewesen, der seinem Glauben Hand und Fuß gegeben habe, damit Menschen Hoffnung hätten für ihr eigenes Leben.
Schülerinnen der 5. Klasse der Maria-Ward-Realschule ließen persönliche Nachrichten mit Ballons in die Luft steigen, die sie zuvor im Unterricht verfasst hatten. So soll ganz im Sinne des heiligen Nikolaus eine positive Botschaft in die Welt getragen werden. Der Ort guter Taten nahm auch musikalisch Gestalt an: Die Big-Band der Schule stimmte mit Liedern auf die Adventszeit ein.
Prominente Unterstützung erhielt die Nikolausaktion von Kika-Moderator Juri Tetzlaff sowie von Sängerin Maite Kelly, die langjährige Patin der Initiative ist: „Es ist gerade jetzt wichtig, dass wir unsere Augen, Ohren und Herzen öffnen für die Menschen, denen es nicht gut geht“, erklärte Kelly, die tags zuvor das Haus Hagar besucht hatte. „Der heilige Nikolaus kann uns dabei helfen. Er ist eine Leuchtfigur, die uns zeigt, dass wir nicht nur hinschauen, sondern auch helfen und mit Taten sprechen können.“ Oberbürgermeister Marcus König (CSU) lobte die Arbeit des Frauenhauses und das Engagement der Schülerinnen, die so handelten, wie es Nikolaus getan hätte. „Nächstenliebe und Solidarität sind Werte, die nie aus der Mode kommen“, so König.
70 Projekte in ganz Deutschland fördert das Bonifatiuswerk in diesem Jahr mit seiner Initiative „Tat.Ort.Nikolaus: Gutes tun – kann jeder“. Menschen sind eingeladen, selbst Gutes zu tun, und werden mit einem Zuschuss sowie bis zu 200 Schokonikoläusen unterstützt. Die Aktion gehört zur bundesweit bekannten „weihnachtsmannfreien Zone“, die das Hilfswerk vor über 20 Jahren ins Leben rief, um Nikolaus mit seinen christlichen Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft wieder mehr Anerkennung zu verleihen.
Näheres im Internet auf der Seite des Bonifatiuswerkes