Köln (KNA) – "Mach aus Deinem Einkauf eine gute Tat!" Mit diesem Slogan wirbt die Plattform WeCanHelp um Spenden beim Internetshopping. Das Prinzip dahinter erklärt Geschäftsführer Alexander Klement in einem kurzen Video. Egal ob Deutsche Bahn oder Otto Versand: Über 30.000 Partner haben sich demnach bereiterklärt, bei einem Einkauf oder einer Buchung eine Vergütung zu zahlen, von der dann 90 Prozent an eine zuvor vom Nutzer ausgewählte Einrichtung gehen; zehn Prozent der Vergütung bleiben bei WeCanHelp "zur Kostendeckung", wie Klement sagt.
Damit macht sich WeCanHelp die Provisionsregelungen im Internet zunutze, wie der Betriebswirtschaftler Michael Urselmann erklärt, einer der bekanntesten Experten für Fundraising, also das Einsammeln von Spenden. "Painless Giving" , zu deutsch etwa "schmerzfreies Geben", nennt sich das Ganze - weil der Nutzer oder die Nutzerin dafür nicht das eigene Portemonnaie öffnen muss, sondern eine Spende über einige wenige Klicks generiert.
Soziale Suchmaschinen
Möglich ist das zum Beispiel auch beim Zugriff auf sogenannte soziale Suchmaschinen wie good-search.org oder gexsi.com. Good-search beispielsweise verspricht, auf die Suchalgorithmen von Google und Co. zu verzichten und stattdessen einen unabhängigen Index zu nutzen. Außerdem unterstützt die Plattform laut eigenen Angaben jeden Monat ein Projekt, das einen Beitrag zu den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen leistet. Zu diesen Zielen gehört etwa der Kampf gegen Armut und Hunger in der Welt.
"Wir sehen im Fundraising einen rückläufigen Anteil an Spendern in der Bevölkerung", sagt Urselmann. Ein Grund: Viele Menschen hätten aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung weniger Geld übrig. Die vielen Kriege und Konflikte rund um den Globus sorgten zudem für eine gewisse Krisenmüdigkeit - da stehe die Frage im Raum, was der Einzelne schon mit einer Spende ausrichten könne. Das "Painless Giving" sieht der Kölner Professor deswegen als eine Variante, "auch in schwierigen Zeiten etwas Gutes zu tun".
Neu sei dieses Phänomen nicht; es nehme aber allmählich an Fahrt auf. Attraktiv ist "Painless Giving" nach den Beobachtungen von Urselmann vor allem für ein internetaffines und zugleich engagiertes Publikum, das selbst noch keine großen finanziellen Spielräume hat: die 20- bis 30-Jährigen. Das Problem: "Viele von denen kennen die entsprechenden Angebote nicht." Gerade in der Vorweihnachtszeit - einer klassischen Spendensaison - lohne es sich jedoch, auf das "Painless Giving" aufmerksam zu machen.
Angebote kritisch prüfen
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen rät gleichwohl dazu, genauer hinzuschauen. "Es sollte nicht der Eindruck entstehen, als würden diese Mikrobeträge eine bewusste, eigentliche Spende ersetzen", gibt Geschäftsführer Burkhard Wilke zu bedenken. "Im Durchschnitt gibt eine Spenderin oder ein Spender in Deutschland etwa 300 Euro im Jahr in sechs verschiedenen Einzelvorgängen." An diese Summen komme das "Painless Giving" in der Regel nicht heran.
In der Vergangenheit seien große Teile der Bevölkerung durch kirchliche Sammelaktionen an das Thema Spenden herangeführt worden. Das habe sich aufgrund einer abnehmenden Bindung an die Kirchen geändert. "Umso wertvoller ist also so etwas wie 'Painless Giving', mit dem das Thema positiv besetzt wird." Vorweihnachtliches Shoppen im Internet und gleichzeitig Gutes tun? Geht, sagt der Experte - sofern Verbraucher ein paar Punkte beachten.
Transparenz ist A und O
"Alles steht und fällt mit der Transparenz", betont Wilke. Das heißt konkret: Ist klar, an wen die Spende geht? Wer steckt dahinter - eine gemeinnützige Plattform oder kommerzielle Plattform? Internetriese Amazon hat mit "smile" vor einiger Zeit ein Angebot eingestellt, das Fachleute wie Wilke unter anderem wegen Mängeln bei der Qualitätskontrolle der ausgewählten Organisationen eher kritisch sahen.
WeCanHelp ist ein gemeinnütziger Anbieter. Heißt: Das Finanzamt kann stichprobenartig Kontrollen durchführen, was bislang auch schon zweimal vorgekommen ist, wie Geschäftsführer Klement sagt. Dazu lege man Wert auf größtmögliche Offenheit und veröffentliche beispielsweise die kompletten Jahresabschlüsse.
Die DKMS ist eine der Organisationen, die an dem "Painless Giving"-Modell von WeCanHelp teilnimmt. Die Zusammenarbeit bestehe bereits seit vielen Jahren und verlaufe problemlos. Das darüber eingenommene Spendenvolumen sei überschaubar, berichtet die zuständige Referentin Linea Fuchs. "Natürlich freuen wir uns aber über jeden Cent, den wir für unsere Mission, Blutkrebs zu besiegen, einsetzen können."