Saint-Denis (KNA) – Wegen der provokanten Predigt eines Pfarrers auf La Reunion hat sich das Bistum bei den anderen Religionen entschuldigt. Der Pfarrer der Stadt Sainte-Suzanne hatte sich im Gottesdienst über sie lustig gemacht, wie das Portal "Clicanoo" berichtet. Die per Internet-Video bekannt gewordenen Äußerungen sorgten für große Aufregung in den Sozialen Netzwerken.
Darin heißt es: "Wenn ich an einen Gott glaube, gibt es keine anderen Religionen, an die ich glaube. Ich glaube nicht an diese Gruppen, die als Büßer umherziehen. (...) Ich glaube auch nicht an diesen dicken Mann mit dem stattlichen Bauch, der Buddha genannt wird. Es ist nicht meine Religion." Sich das selbst als Dekoration anzuheften, "bringt keinen Frieden; es schafft mehr als alles andere Unordnung", so der Geistliche.
Binnen wenigen Stunden erreichte das Video laut "Clicanoo" fast 180.000 Aufrufe und wurde Hunderte Male kommentiert. Während viele Nutzer schrieben, sie seien schockiert über solche inakzeptablen und hasserfüllten Kommentare, meinten andere, der Pfarrer sage doch nur die Zehn Gebote auf.
"Respekt vor anderen"
Das Bistum Saint-Denis reagierte in den Sozialen Netzwerken. Die Position der katholischen Kirche und der Diözese sei Respekt vor anderen, ihrer Kultur und ihren religiösen Überzeugungen. Die reiche Geschichte von La Reunion sei durch ethnische Migrationen geprägt, die religiöse Praktiken mit sich brachten; und sie selbst habe zur Schaffung dieses Klimas beigetragen. Das Zusammenleben auf La Reunion werde oft als beispielhaft angeführt.
Im Namen der katholischen Ortskirche entschuldigte sich Bischof Pascal Chane-Teng bei Gläubigen von Hindus und Tamilen. Das Bistum erklärte: "Wir sind uns bewusst, dass jede Religion ihre eigene Einzigartigkeit hat." Für Christen sei es Jesus Christus, der gestorben und wieder auferstanden sei, "um uns zu retten". Vertreter des Christentum müssten wissen, wie sie die Worte, mit denen sie es verkünden, sorgfältig auswählen".
Alle Religionen auf engstem Raum
La Reunion gehört als Übersee-Departement zu Frankreich. Auf der kleinen, bis zum 17. Jahrhundert unbewohnten Insel im Indischen Ozean sind durch Sklaverei und Arbeitsmigration auf engstem Raum alle Weltreligionen vereint. Friedliches Zusammenleben prägt den Alltag. Bis 1912 war der Katholizismus auf Reunion Staats- und Pflichtreligion; seitdem gilt auch hier die laizistische Trennung von Staat und Kirche.
Religion spielt eine allgegenwärtige Rolle auf La Reunion, dem südlichsten Flecken der EU. Das nur 70 Kilometer lange und 50 Kilometer breite Eiland, rund 10.000 Kilometer von Paris entfernt, ist ein bunter Mikrokosmos. Zum Leidwesen des Bischofs übersteigt jedoch nicht nur die Religiosität, sondern auch Wundergläubigkeit das EU-übliche Maß um ein Vielfaches. Okkulte Praktiken und Phänomene sind weit verbreitet.
Seit Jahrzehnten gibt es einen Interreligiösen Rat mit Vertretern der insgesamt 25 Denominationen auf der Insel. In Fällen wie diesen tritt er zu Sondersitzungen zusammen, um Konfliktstoff zwischen Religionen zeitnah im Dialog abzuräumen.