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Argentiniens wütendster Priester zündelt wieder

Buenos Aires (KNA) – Fast wäre Daniel Scioli im Oktober 2015 Argentiniens Präsident geworden. Der frühere Motorsportler, der von 2003 bis 2007 Vizepräsident von Nestor Kirchner war, ging für das linksperonistische Lager ins Rennen. Den ersten Durchgang gewann Scioli; doch in der Stichwahl unterlag er dem konservativen Kandidaten Mauricio Macri.

 

Das damalige Wahlplakat "Scioli Presidente", auf einen Holztisch aufgebracht, ging nun in Flammen auf - angezündet von Padre Francisco "Paco" Olveira. Der Spanier, der seit vielen Jahren als Armenpriester in Argentinien lebt, ließ sich dabei filmen. Und damit auch der Rest der Welt davon erfährt, verbreitete er den Clip über Soziale Netzwerke, wohl wissend, welche Reaktion er damit auflöst.

 

Laut dem Magazin "Perfil" warf Olveira dem Ex-Präsidentenkandidaten Scioli Verrat vor - denn der hat inzwischen die Seiten gewechselt: Er ist inzwischen in der Regierung des libertären Präsidenten Javier Milei Sekretär für Tourismus, Umwelt und Sport. Olveira: "Wir vergessen nicht, wer die Verräter des peronistischen Volkes sind."

 

Scioli galt in der Vergangenheit als unabhängiger Peronist, der sich eher mit wirtschaftsliberaler Politik identifizierte. Mileis peronistischer Vorgänger Alberto Fernandez hatte ihn während seiner Amtszeit kurzfristig ins Kabinett geholt, dann aber wieder zurück als Botschafter nach Brasilien entsandt. Dass er nun für den Libertären Milei und die argentinischen Konservativen arbeitet, ist für Linksperonisten wie Olveira nur schwer zu ertragen.

 

Es ist nicht das erste Mal, dass der Armenpriester für Schlagzeilen sorgt. Nach Mileis Wahlsieg empfahl er dessen bedürftigen Wählern, erst gar nicht die Armenspeisungen seiner Stiftung "Fundacion Isla Maciel" aufzusuchen oder um Hilfe zu bitten. Er vermutete, dass die Kapazitäten wegen des von ihm erwarteten wirtschaftlichen Absturzes nicht ausreichen würden. Kaum war seine Aufforderung in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht, war die Aufregung groß. Ein Nutzer warf Olveira vor, die Bibel nicht richtig gelesen zu haben: "Das widerspricht buchstäblich allem, was Jesus gepredigt hat."

 

Das Bistum Merlo-Moreno distanzierte sich von Olveiras Äußerungen und erklärte: "Die Suppenküchen unserer Gemeinden für die Bedürftigsten werden mit der Anstrengung vieler Freiwilliger betrieben; und wir werden weiterhin all jene Menschen und Familien empfangen, die sich in ihrer Not an uns wenden." Die Diözese habe eine lange und reiche Tradition des Dienstes an der armen Bevölkerung - ohne Diskriminierung von Menschen aufgrund von Glaube, Herkunft oder politischer Ausrichtung.

 

Milei ist nun seit Mitte Dezember im Amt. Er übernahm ein hoch verschuldetes Land mit Massenarmut und Hyperinflation - und kündigte an, mit radikalen Sparmaßnahmen das Land zu sanieren und die Wirtschaft wiederzubeleben. Der Regierung gelang im ersten Quartal erstmals seit Jahren ein Haushaltsüberschuss; im Index für ausländische Investoren gelangte das Land erstmals wieder unter die Top 25-Nationen. Gleichzeitig stieg aber die Armutsrate noch einmal deutlich an.

 

Sozialorganisationen und Gewerkschaften kritisieren den Kurs der Regierung scharf und rufen zu Protesten und Streiks auf. Und die Kirche berichtet über eine deutliche Zunahme von Bedürftigen bei den Armenspeisungen. Insofern dürfte sich Padre Paco bestätigt fühlen.