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Oster lässt Teilnahme an "Marsch für das Leben" weiter offen

Passau (KNA) – Der Passauer Bischof Stefan Oster ist weiter unschlüssig, ob er noch einmal am "Marsch für das Leben" teilnehmen soll. 2019 habe er auch als Redner auf der Bühne mitgemacht, schrieb Oster in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme auf seiner Internetseite. "Und ich trage das Anliegen selbstverständlich jederzeit mit." Er sei zudem überzeugt, dass gerade auch Christen für den Lebensschutz öffentlich und politisch dringend Präsenz zeigen müssten. Dennoch zweifle er an dem Format.

 

"Womöglich lässt sich der Marsch zu leicht beschädigen, zu leicht inhaltlich kapern und dann das Interesse auf Nebenthemen lenken, die nicht die unseren sind", so der Bischof. Auch frage er sich, ob der Begriff "Marsch" weiter in die Zeit passe. Sein Nachdenkprozess sei noch nicht abgeschlossen. Wenn ihm überzeugende Argumente begegneten, gehe er "auch gerne wieder mit". Außerdem sei er offen für neue Ideen, diesem Anliegen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

 

In der Stellungnahme stellte sich Oster hinter die Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar". Die darin enthaltene Empfehlung, "die AfD eher nicht zu wählen", trage er mit. Die Partei habe sich seit ihrer Gründung ständig weiter radikalisiert. Die Kultur des politischen Diskurses werde "auch durch die AfD und ihre Entwicklung fortwährend schlechter, Polarisierungen nehmen massiv zu". Ein wirkliches Interesse an demokratischer Willens- und Meinungsbildung könne er dort kaum erkennen, stattdessen werde fundamentale Systemkritik immer stärker.

 

Zugleich äußerte sich der Passauer Bischof besorgt über einen "Einfluss linker, vor allem linksextremer politischer Strömungen". Dieser trage ebenfalls zur Polarisierung bei. Bisweilen ähnelten sich beide Seiten, "hier das völkisch-identitäre Denken, dort ein wokes Identitätsdenken". Letztlich zielten beide auf einen Umbau der Gesellschaft zu autoritären Systemen ab. Die deutschen Bischöfe hielten es deshalb für problematisch, wenn sich bekennende Christen bei politischen Wahlen für Extrempositionen entschieden.

 

Oster fügte hinzu, drei Tendenzen beim Menschenbild deuteten für ihn auf eine "Zeitenwende" hin: "Nie zuvor - so meine ich - wurde in unserer ursprünglich christlich geprägten Gesellschaft assistierter Suizid als Geschäftsmodell ermöglicht, nie zuvor wurde in dieser Deutlichkeit das Töten von Kindern im Mutterleib ausdrücklich als Menschenrecht proklamiert, nie zuvor hat man bereits Kindern vorgeschlagen, dass der Wechsel des eigenen biologischen Geschlechts eine echte Option sein könnte."

 

Die damit verbundenen Nöte von Menschen in Grenzsituationen sehe er, schreibt der Bischof. Dennoch zeigten die genannten Phänomene, "dass unser Bild und Verständnis vom Menschsein eben nicht mehr grundlegend von christlichen Vorstellungen bestimmt ist".