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Razzia der Staatsanwaltschaft in Räumen des Erzbistums Köln

Köln (KNA) - Staatsanwaltschaft und Polizei haben am Dienstagmorgen mehrere Objekte des Erzbistums Köln und seines E-Mail-Dienstleisters durchsucht. Hintergrund der Razzia sind Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Vor dem Erzbischöflichen Haus fuhr die Polizei mit drei Lieferwagen vor; Woelki öffnete persönlich die Tür. Rund 25 Journalisten versammelten sich vor dem Gebäude.
Durchsucht wurde laut Staatsanwaltschaft seit 8 Uhr an sechs Orten: vier davon in Köln und je einer in Kassel und Lohfelden (Nordhessen). So wurden außer dem Erzbischöflichen Haus auch die Räume des Generalvikariats und des Kirchengerichts (Offizialat) untersucht. „Die Maßnahmen verliefen ohne Zwischenfälle und trafen an den jeweiligen Durchsuchungsorten weitgehend auf Kooperation“, teilte die Behörde mit. Rund 30 Polizistinnen und Polizisten seien beteiligt gewesen.
Das Erzbistum Köln wandte sich in einer Presseerklärung gegen Vorverurteilungen. Erfahrungsgemäß werde es eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis das Ergebnis der Durchsuchungen vorliege: „Bis dahin bitten wir die Öffentlichkeit, eine ergebnisoffene Untersuchung nicht zum Anlass zu nehmen, Vorverurteilungen auszusprechen.“ Auch die Staatsanwaltschaft wies auf die Unschuldsvermutung hin. Die Maßnahmen dienten der Erhellung eines Anfangsverdachtes und richteten sich auf die Festellung be- wie entlastender Umstände.
In der Sache geht es darum, ab wann Woelki nähere Kenntnisse über zwei Missbrauchsfälle hatte. Zum einen betrifft es den Fall des Ex-Präsidenten des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, des 2019 verstorbenen Winfried Pilz. Der Geistliche verbrachte seinen Ruhestand im Bistum Dresden-Meißen, das schon von Woelkis Vorgänger, Kardinal Joachim Meisner, nicht über die Vorwürfe informiert worden war.
Der Kardinal wehrt sich mit eidesstattlichen Versicherungen gegen die Darstellung der „Bild“-Zeitung, sich gegen ein Nachholen der Meldung entschieden zu haben. Von den Vorwürfen gegen Pilz habe er erst Ende Juni 2022 erfahren - also wenige Tage bevor das Erzbistum Köln den Fall öffentlich machte.
Der andere Fall bezieht sich auf einen von Woelki beförderten Priester. Woelki wehrt sich ebenfalls in Form einer eidesstattlichen Versicherung gegen die „Bild“-Darstellung, er habe bei der Beförderung im Jahr 2017 eine Polizeiwarnung vor einem Einsatz des Priesters in der Jugendarbeit sowie ein Gesprächsprotokoll mit Vorwürfen eines Mannes gekannt. Diese Aussage wiederholte er bei einer Verhandlung vor dem Landgericht Ende März und beeidete sie auf Drängen des Axel-Springer-Verlags.