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Aachener Bischof begrüßt Verleihung des Karlspreises an Selenskyj

Aachen (epd) - Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat die Verleihung des Internationalen Karlspreises an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk begrüßt. „Die Ukraine verteidigt die europäische Zivilisationsordnung gegen den Überfall des russischen Regimes und gegen dessen imperialistische Ideologie“, erklärte Dieser laut Redetext am Sonntag in seiner Predigt beim Pontifikalamt im Aachener Dom anlässlich der Karlspreis-Verleihung.
Zugleich kritisierte der Bischof die Unterstützung der Russisch-Orthodoxen Kirche für den Krieg in der Ukraine und die Positionierung des Moskauer Patriarchen Kyrill: „Das Reich Christi ist nicht von dieser Welt. Nur der Staat trägt das Schwert, nicht aber die Religion“, sagte er. Wo immer Staat, Nation und Kirche eins würden und keine kritisch-konstruktive Distanz mehr zueinander wahrten, drohten alle Niederlagen der Menschlichkeit.
Dieser betonte, dass jeder Angriffskrieg ein Verbrechen sei und auch als solches bezeichnet werden müsse: „Ihn zu akzeptieren oder gar akzeptabel machen zu wollen durch beschwichtigendes oder wahrheitswidriges Appeasement verletzt und verlässt die Höhe der Zivilisationsgeschichte Europas und der Europäischen Einigung.“ Volk und Präsident der Ukraine erlitten brutalste Gewalt, Zerstörung und schwerste Kriegsverbrechen durch Russland.
Der Bischof hob hervor, dass die christliche Religion jeden Rückfall in Gewalt als Mittel der Politik ausschließen müsse. Krieg sei eine Niederlage der Menschlichkeit. Die Gewalttätigkeit des Menschen habe ihren Ursprung allerdings nicht etwa in der Religion selbst, sondern im Herzen des Menschen. „Jahrtausende der europäischen Geschichte hat es gebraucht, bis wir das strikte Gewaltmonopol des Staates erreicht hatten“, sagte Dieser. Zu dieser zivilisatorischen Errungenschaft gehöre es, dass ausschließlich Polizeikräfte und das Militär Gewalt einsetzen dürften.