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Stetter-Karp beklagt wenig Fortschritte für Frauen bei Synodalem Weg

Mülheim an der Ruhr (epd) - Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, hat den katholischen Reformprozess Synodaler Weg als einen Lernraum für intensive Gespräche und Begegnungen zwischen Laien und Bischöfen bezeichnet. Gleichzeitig sehe sie die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe und die geringen Fortschritte für Frauen rückblickend kritisch, sagte Stetter-Karp, die auch Präsidentin des Synodalen Wegs war, am Dienstagabend bei einem Bilanzgespräch in Mülheim an der Ruhr. „Das war Millimeterarbeit.“ Es habe viele Kompromisse gegeben.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zog eine insgesamt positive Bilanz des im März 2023 nach knapp drei Jahren vorerst beendeten Reformprozesses: „Das waren Wege durch manche Wüsten, aber es gab auch viele Oasen.“ Als zentrale Themen für die katholische Kirche in einer postmodernen liberalen Gesellschaft nannte er die Frage von Macht und Gewaltenteilung, Missbrauchsfälle durch Priester, Sexualität und die Rolle der Frauen. Im gemeinsamen Ringen um Veränderungen sei die geistliche Dimension wichtig für ihn, betonte der Ruhrbischof, aber auch die Fähigkeit zum Kompromiss.
Der Reformprozess sei „noch ganz am Anfang“. Jetzt gehe es darum, „die richtigen Schneisen zu schlagen in eine neue Welt“, betonte Overbeck. Gleichzeitig sei er „äußerst besorgt über die Verhärtung der Fronten“, die auch bei Protesten zum Abschluss des Synodalen Wegs deutlich geworden ist. Er beobachte einen „Ideenkrieg“ über unterschiedliche Lebenskonzepte.
Die Theologin und Literaturwissenschaftlerin Johanna Beck vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz sprach von einer gemischten Bilanz. „Es war ein Lernraum, aber auch ein Verletzungsraum für uns“, sagte sie. Sie begrüßte es, als von Missbrauch Betroffene beim Synodalen Weg gehört worden zu sein, ein Dämpfer sei es jedoch gewesen, kein Stimmrecht zu haben. Angesichts einer „toxischen Sexualmoral“ in der katholischen Kirche sei es Zeit, die alten Grenzen zu sprengen und Neues zu wagen. „In Rom hat man den Konnex zwischen System und Missbrauch offenbar noch nicht verstanden“, kritisierte Beck. Die dynamischen Reformprozesse auch in anderen Weltregionen seien durch päpstliche Verbote nicht mehr aufzuhalten.
Nach dem Ende des Reformdialogs Synodaler Weg wollen die deutschen Katholiken ihren Reformweg im Herbst fortsetzen: Vom 10. bis 11. November soll die konstituierende Sitzung des Nachfolgegremiums, des Synodalen Ausschusses, in Essen stattfinden. Er soll eine Satzung für den sogenannten Synodalen Rat zu erarbeiten, der in drei Jahren dauerhafte gemeinsame Beratungen von Laien und Bischöfen ermöglichen soll. Dagegen hat der Vatikan Einspruch eingelegt. Der Synodale Weg war 2019 gegründet worden, um Lösungen für die Vertrauenskrise durch den Missbrauchsskandal zu finden.