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Mühsamer Kampf gegen sexuellen Missbrauch

Michael Reisbeck (38) ist gemeinsam mit Monika Rudolf in der Koordinierungsstelle des Erzbistums zur Prävention sexualisierter Gewalt tätig.   Foto: Bernd Buchner
Michael Reisbeck (38) ist gemeinsam mit Monika Rudolf in der Koordinierungsstelle des Erzbistums zur Prävention sexualisierter Gewalt tätig. Foto: Bernd Buchner

Bamberg (buc) – Für sichere Orte und eine Kultur der Achtsamkeit: Gemeinsam mit Monika Rudolf ist Michael Reisbeck in der Koordinierungsstelle des Erzbistums zur Prävention sexualisierter Gewalt tätig. Die Fachleute setzen im Kampf gegen Missbrauch unter anderem auf die Aus- und Weiterbildung von Kirchenmitarbeitenden und Ehrenamtlichen. Im Gespräch mit dem Heinrichsblatt berichtet Reisbeck über den oft mühsamen Kampf gegen sexuellen Missbrauch.

Herr Reisbeck, Sie führen mit Ihren Kollegen jedes Jahr fast 60 Schulungen durch. Wer nimmt daran teil?
Michael Reisbeck: Die Präventionsschulungen sollen alle Personen im Erzbistum erfassen – vollumfänglich. Nicht nur die Personen, die mit Kindern zu tun haben. Unser Hauptaugemerk gilt aber dem Personal in Kindertagesstätten. Die brauchen eine umfangreichere, zweitägige Schulung. Aber im Konzept ist für jeden etwas vorgesehen.

Auch für Ehrenamtliche?
Reisbeck: Für sie gibt es verschiedene Konzepte. Zuerst sind die Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit zu nennen, die intensiven Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben. Dort ist mindestens eine dreistündige Schulung vorgesehen. Im Kurspaket für Jugendleiter ist das sogar schon integriert. Als nächstes versuchen wir, auch alle erwachsenen Ehrenamtlichen mit mindestens drei Stunden zu schulen. Wobei das ein Aufwand ist, den wir als Stelle nicht schaffen werden. Die Kurse werden dann von den Seelsorgebereichen organisiert.

Sollten Mitglieder von Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen die Kurse besuchen?
Reisbeck: Ja. Dieses Schulungskonzept entspricht dem sogenannten Bystander-Ansatz: Je mehr wir alle Personen über die Thematik informieren, desto handlungsfähiger machen wir sie. Desto stärker ist das Netz, durch das ein Täter nicht durchkann. Die Schulung ist im dreistündigen Segment vor allem eine Informationsveranstaltung: Was ist Missbrauch? Wie funktioniert er? Wie funktionieren Täterstrategien? Wohin kann ich mich wenden, wenn etwas passiert ist? Die sechs- und zwölfstündige Schulung unterscheidet sich nicht groß. Aber es wird mehr geübt: Wie setze ich etwa in der Kita Nähe und Distanz um? Was mache ich konkret, wenn eine Mutter mit Vorwürfen gegen eine Kollegin kommt? Da geht’s dann schon richtig zur Sache.

Wie reagieren die Leute in der Schulung, was erleben Sie da?
Reisbeck: Unterschiedlich. In der zweitägigen Schulung sitzen natürlich auch Personen, die selbst Vorerfahrungen mit Missbrauch haben, meistens im eigenen häuslichen Umfeld. Sie merken erst im Laufe der Schulung oder danach, was mit ihnen passiert ist. Dass das sexualisierte Gewalt war. Und reagieren entsprechend.

Die Schulungen sind für hauptamtliche Kirchenmitarbeitende verpflichtend.
Reisbeck: Da bin ich sehr froh drum. Weil es natürlich große Vorbehalte gibt hinzugehen. Das verstehe ich auch. Die Thematik ist sehr anstrengend.

Es gibt auch Leute, die sich weigern?
Reisbeck: Mehr oder minder. Es ist meistens ein „Ich hab doch nichts mit Kindern zu tun“. Warum soll ich als Hausmeister zu der Schulung? Das erklären wir der Person aber dann in der Schulung: warum wir sie brauchen, um den Schutz zu ermöglichen. Das andere ist, die Schulung wird oft auch als Vorwurf interpretiert.

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Ausgabe 14/2023