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Bericht: Schuldenlast vieler Staaten gefährdet Armutsbekämpfung

Aachen/Düsseldorf (epd) - Die Schuldenlast von Entwicklungsländern gefährdet einem Bericht zufolge den Kampf gegen Armut und Klimawandel. 136 Staaten im globalen Süden seien in einer Weise verschuldet, die als kritisch gewertet werde, 40 von ihnen sogar sehr kritisch, hieß es im Schuldenreport 2023, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Das seien dreimal so viele wie vor Beginn der Corona-Pandemie. Aufgrund von weltweit gestiegenen Zinsen und des Ukraine-Krieges werde sich die Lage voraussichtlich weiter verschlechtern, schrieben die Autorinnen und Autoren der Studie, die jährlich vom katholischen Hilfswerk Misereor und dem Entschuldungsbündnis erlassjahr.de herausgegeben wird.
Besonders schwierig sei die Situation in Lateinamerika und der Karibik sowie in Afrika südlich der Sahara. Insgesamt leben demnach rund 42 Prozent der Weltbevölkerung in kritisch oder sehr kritisch verschuldeten Staaten. Der Report untersucht 152 Länder und zieht mehrere Kriterien wie Auslandsschulden im Vergleich zu Staatseinnahmen heran, um die Lage zu bewerten. Je höher ein Staat verschuldet oder überschuldet ist, desto weniger Mittel hat er neben der Schuldentilgung für öffentliche Aufgaben wie Ernährungssicherung, Bildung, Gesundheit oder Vorsorge gegen Klimaschäden, die vor allem arme Länder treffen.
„Die fälligen Schuldendienstzahlungen an ausländische Gläubiger befinden sich auf dem höchsten Stand seit Ende der 1990er Jahre - und der Druck wird weiter steigen“, heißt es im Report. Verschärfend wirke sich aus, dass viele kritisch verschuldete Länder trotz ihrer desolaten Lage auch aus Angst vor negativen Reaktionen ihrer Gläubiger davor zurückscheuten, Umschuldungen frühzeitig in Angriff zu nehmen.
Vor diesem Hintergrund fordern die Autorinnen und Autoren ein stärkeres Engagement der sieben größten Industrieländern (G7) und der Europäischen Union für Schuldenerlasse. Denn ein großer Teil der Forderungen werde von privaten und multilateralen Gläubigern wie der Weltbank gehalten, die überwiegend der politischen Verantwortlichkeit der G7- und EU-Staaten unterlägen. Den G7-Ländern Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, USA, Großbritannien ordnet der Report rund 200 Milliarden US-Dollar an Forderungen gegenüber den Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen zu. China liegt mit 150 Milliarden US-Dollar zwar darunter, ist aber der größte öffentliche Einzelgläubiger.
Die Autorinnen und Autoren sehen besonders auch Deutschland bei der Gewährung von Schuldenerlassen in der Pflicht. „Die Bundesregierung muss jetzt ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag erfüllen und sich für einen neuen Schuldenmanagementkonsens einsetzen.“