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Studie: Religionskunde im Ethik-Unterricht lässt zu wünschen übrig

Hannover/Leipzig (epd) - Der Unterricht in Religionskunde im Ethik-Unterricht an deutschen Schulen lässt einer Studie zufolge stark zu wünschen übrig. Die Untersuchung der Universitäten Hannover und Leipzig habe festgestellt, dass es enorme regionale Unterschiede und inhaltliche Lücken gebe, wie die Leibniz Universität Hannover am Mittwoch mitteilte. Es unterrichteten fachfremde Lehrkräfte, und an Grundschulen fehlten oft Angebote.
Die Studie analysiere die religionskundlichen Anteile des Ethik-Unterrichts in Deutschland, erläuterte die Religionswissenschaftlerin Wanda Alberts aus Hannover. Das Ergebnis sei, dass die Alternativ-Fächer zum konfessionellen Religionsunterricht in den Bundesländern sehr unterschiedlich umgesetzt würden. Dabei seien sie in ihren religionskundlichen Anteilen oftmals sehr unbefriedigend und „in vielerlei Hinsicht erschreckend“. Die Studie wurde vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium finanziert.
In fast allen Bundesländern gibt es ein Fach für Schülerinnen und Schüler, die aus Gewissensgründen vom Religionsunterricht abgemeldet sind. Den Forschungen zufolge wurde in den westdeutschen Bundesländern in den vergangenen Jahrzehnten Religionsunterricht für religiöse Minderheiten eingeführt, etwa alevitischer, christlich-orthodoxer oder mennonitischer Unterricht. Der Ethik-Unterricht dagegen sei nicht maßgeblich gestärkt worden.
Das sehe in den neuen Bundesländern anders aus. So besuchten zum Beispiel in Sachsen etwa drei Viertel der Kinder und Jugendlichen den Ethik-Unterricht. In den meisten neuen Bundesländern werde Ethik von der ersten bis zu zwölften Klasse angeboten. In den alten Bundesländern hingegen fehle das Angebot oft in der Grundschule, kritisierte die Professorin Alberts: „Einer religiös ungebundenen, säkularen Religionskunde sollte ein selbstverständlicher Platz in der Schule zugewiesen werden.“
Auch seien religionskundliche Anteile im Ethik-Unterricht oft von schlechter Qualität. So werde Religion als etwas Fremdes oder sogar im Fall etwa des Islams oder Buddhismus als etwas Skurriles und Exotisches präsentiert. Es fehle ein fundierter Ansatz, der Religion als Teil von Lebenswelten ernst nehme und damit eine wichtige Bedingung auch für die Erziehung zur Toleranz sei. Religionskundliche Inhalte müssten bereits in der Lehramtsausbildung deutlich stärker verankert werden, forderten die Wissenschaftler.