Jerusalem (KNA) - In Jerusalem ist es erneut zu einem Vandalismusakt gegen eine christliche heilige Stätte gekommen. Am Donnerstagmorgen sei ein jüdischer Mann in die
Verurteilungskapelle auf dem Gelände der Geißelungskapelle in der Jerusalemer Altstadt eingedrungen. Dort habe er eine Christusstatue von einer Säule gestürzt und der Figur das Gesicht
zerschlagen, teilte die Franziskanerkustodie mit.
Ein Wächter überwältigte den Täter, die hinzugerufene israelische Polizei nahm ihn fest. Auf einem Video, das den Mann bei der Festnahme zeigt, sagte er, in Jerusalem dürfe es keine Götzenbilder
geben: „Wir können keine Steine falscher Götter in Jerusalem verehren.“ Es handelt sich nach Polizeiangaben um einen amerikanischen, um die 40 Jahre alten Touristen. Es werde nun ein Gutachten
erstellt, um die geistige Gesundheit des Verdächtigen zu überprüfen.
Der Vandalismusakt ist der sechste Angriff auf christliche Stätten und Christen seit Jahresbeginn. Im Januar waren der protestantische Friedhof auf dem Jerusalemer Zionsberg geschändet und eine
maronitische Kirche in Nordisrael zerstört sowie Hassgraffiti auf den Mauern des armenischen Klosters in der Jerusalemer Altstadt angebracht worden. Zudem kam es zu Übergriffen auf christliche
Restaurants am Neuen Tor zum christlichen Altstadtviertel sowie auf das armenische Patriarchat.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, beklagte kürzlich wachsende Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften. Er äußerte sich besorgt über mögliche
Konsequenzen. Radikale Kräfte im Land könnten sich von Teilen der Regierung bestärkt fühlen, die Übergriffe auf Christen fortzusetzen.
Benediktinerpater Nikodemus Schnabel beklagte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) „gezielte Attacken“. Man müsse die Frage stellen, „ob es nicht einen Zusammenhang gibt zwischen
der spürbaren Zunahme antichristlicher Hassgewalt und einer gewissen Rhetorik, wie sie von bestimmten Regierungsmitgliedern zu hören ist“, so der als lateinischer Patriarchalvikar für die
Seelsorge für Migranten und Asylsuchende zuständige Deutsche.
Die vom neuen Vandalismusakt betroffene Anlage gehört zu den heiligen Stätten, die von der Franziskanerkustodie verwaltet werden. Auf dem Gelände liegt auch das renommierte „Studium Biblicum
Franciscanum“ sowie mit der 1902 eröffneten frühchristlich-archäologischen Sammlung das älteste Museum Jerusalems, das sich mit der Geschichte und Kultur des Christentums im Heiligen Land
befasst. In den vergangenen Jahren ist dort das „Terra Sancta Museum“ mit einer archäologischen und einer historischen Abteilung entstanden.