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Nürnberger Menschenrechtspreis für kenianischen Blogger Bidali

Nürnberg (KNA) - Malcolm Bidali (30), Blogger und Menschenrechtsaktivist aus Kenia, erhält den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2023. Bidali sei „eine der wenigen mutigen Stimmen, die sich gegen den Missbrauch und die Ausbeutung von immigrierten Arbeitskräften in Katar aussprechen“, heißt es in der Begründung der Jury. Laut Mitteilung der Stadt Nürnberg vom Montag arbeitete der Preisträger von 2018 bis 2021 als Wachmann in Katar. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und soll am 24. September im Nürnberger Opernhaus verliehen werden.
Nachdem seine Beschwerden wegen schlechter Lebensbedingungen bei den Behörden in Katar erfolglos blieben, veröffentlichte Bidali unter dem Pseudonym Noah auf Kanälen wie Twitter und Instagram Menschenrechtsverletzungen. Im Mai 2021 wurde er ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand für einen Monat festgesetzt. Er habe falsche Nachrichten verbreitet mit der Absicht, das öffentliche System des Staates zu gefährden, lautete der Vorwurf.
Nur mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen und der Internationalen Arbeitsorganisation ILO sei er freigekommen und nach Zahlung einer Geldstrafe von rund 6.000 Euro nach Kenia zurückgekehrt, heißt es. Mit einer Kollegin, die als Hausangestellte in Bahrain tätig war, gründete Malcolm Bidali die zivilgesellschaftliche Organisation Migrant Defenders. Sie setzt sich für die Rechte von Wanderarbeitern ein.
Katar hat den Angaben zufolge die weltweit höchste Quote von Arbeitsmigranten. Das Emirat sei von zwei Millionen Wanderarbeitern abhängig, die etwa 95 Prozent der Erwerbsbevölkerung ausmachten. Die seit 2003 in Kraft befindliche Konvention der Vereinten Nationen zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen habe Katar nicht unterzeichnet.
„Der Wohlstand einer Gesellschaft darf nicht auf der Ausbeutung von Menschen basieren“, sagte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU). „Wir sind aufgerufen, diejenigen zu unterstützen, die mutig dagegen ihre Stimme erheben.“ Jury-Mitglied Morten Kjaerum erklärte: „In Zeiten vielfältiger politischer Krisen dürfen wir die sozialen Menschenrechte nicht aus den Augen verlieren.“ Kjaerum ist Vorsitzender des Europäischen Rates für Flüchtlinge und Exilanten.
Den Menschenrechtspreis vergibt die Stadt Nürnberg seit 1995 alle zwei Jahre an Personen, die sich für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Die Auszeichnung ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg - der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der NS-Rassegesetze - „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.