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Frauenkirche schließt für mehrere Monate

Salzwasser hat im Eingangsbereich der Kirche den Buntsandstein angegriffen. Architektin Marisia Conn zeigt die Schäden, die in den nächsten Monaten behoben werden sollen. Foto: Bernd Buchner
Salzwasser hat im Eingangsbereich der Kirche den Buntsandstein angegriffen. Architektin Marisia Conn zeigt die Schäden, die in den nächsten Monaten behoben werden sollen. Foto: Bernd Buchner

Nürnberg (buc) – Eine Entwarnung gibt es gleich zu Beginn: Der Prolog des Nürnberger Christkinds von der Empore der Kirche „Unsere Liebe Frau“ kann in diesem Jahr auf jeden Fall stattfinden – auch wenn die bevorstehende Innensanierung des Gotteshauses bis zur Eröffnung des berühmten Christkindlesmarkts nicht ganz abgeschlossen sein sollte. Bei einem Pressegespräch und einem Rundgang durch die Kirche „Unsere Liebe Frau“ erläuterten die Verantwortlichen, warum die Frauenkirche in den kommenden Monaten ihre Pforten schließt.
Staub und Schmutz
Seit mehreren Jahren schon gibt es Überlegungen, das Gotteshaus im Inneren zu sanieren. Die letzte entsprechende Maßnahme liegt bereits fast vier Jahrzehnte zurück. In der Zwischenzeit haben sich jede Menge Staub und Schmutz auf den Innenwänden und Kunstwerken festgesetzt. Die prominente Lage am Nürnberger Hauptmarkt führt dazu, dass die Frauenkirche viele Besucher begrüßen kann, die Türen gehen fast ständig auf und zu, Luft und Feuchtigkeit dringen ein. Für das im 14. Jahrhundert errichtete Gotteshaus ist das nicht ohne weiteres verkraftbar.
So ist die Liste der ab Mitte März geplanten Maßnahmen einigermaßen lang: Die sogenannte Raumschale soll grundlegend saniert werden, wie Diözesanarchitekt Sebastian Märtl erläutert. Wand- und Gewölbeflächen werden gereinigt, die Glasmalereien restauriert. Auch das Gestühl soll auf Vordermann gebracht werden, Beleuchtung und Beschallung werden erneuert. Zudem sind statische Maßnahmen im Dachtragwerk der gotischen Kirche erforderlich. Die sogenannte Aussteifung muss ertüchtigt werden. Der Stahldachstuhl stammt aus der Nachkriegszeit.
„Es geht bei einer solchen Sanierung nicht nur darum, dass das Gotteshaus wieder sauber und schön wird“, sagt Architektin Marisia Conn. „Die Verschmutzung richtet langfristige Schäden an.“ Zur Vorbereitung der Arbeiten hat Conn die Frauenkirche gemeinsam mit Restaurator Claus Giersch mit einem 3D-Laserverfahren exakt vermessen. Denn viele Schäden, etwa Risse in der Decke oder in Gewölben, sind oft mit bloßem Auge gar nicht erkennbar. Nun können sich die Fachleute am Rechner ein Bild machen und die erforderlichen Maßnahmen ergreifen.
Die Gesamtkosten der Maßnahmen schätzt Kirchenpfleger Paolo Chesi auf rund 3,2 Millionen Euro. 65 Prozent davon übernimmt das Erzbistum, der Rest stammt aus Eigenmitteln der Frauenkirchenpfarrei. Bei Stiftungen und Behörden wurden dafür bereits Gelder beantragt. Auch der Verein zur Erhaltung der Frauenkirche hat Unterstützung zugesagt. Die Pfarrei weicht in der Zeit der Schließung auf andere katholische Kirchen in der Nürnberger Innenstadt aus, wie Pfarrer Markus Bolowich erläutert – Gottesdienste sollen vor allem in St. Elisabeth stattfinden, für die Werktagsmessen kann das Pfarrhaus der Frauenkirche genutzt werden.
Auf den Evangelischen Kirchentag, der im Juni in Nürnberg stattfindet, hat die Schließung der Frauenkirche keine Auswirkungen; die Verantwortlichen des Kirchentags wurden von der Baumaßnahme informiert. Diese war jetzt erforderlich, da 2024 die Neugestaltung des dahinterliegenden Obstmarkts ansteht. Das Gotteshaus war nicht als Veranstaltungsort des Kirchentags vorgesehen. Die Internationale Orgelwoche Nürnberg (ION) weicht mit ihrem Festgottesdienst Ende Juni nach St. Elisabeth aus. Die traditionellen ION-Mittagskonzerte finden in St. Lorenz statt.
Während der Sanierung soll es regelmäßige Baustellenführungen geben. Dabei wird auch an die Geschichte der Frauenkirche erinnert werden, die nach der Zerstörung des Nürnberger Judenviertels 1349 auf den Trümmern der dortigen Synagoge errichtet worden war. Bei dem Pogrom starben 562 Menschen. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Geschichte der Kirche und des Umfelds im Blick zu behalten“, so Pfarrer Bolowich. In dem Gotteshaus erinnert seit einigen Jahrzehnten ein im Altarraum eingelassener goldener Davidstern an das Verbrechen.