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Die Kirche muss in der Realität ankommen

Köln (kiz) – Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz – als erste Frau in diesem Amt. Über ihre bisherigen Erfahrungen berichtete die 52-Jährige bei einem Besuch in der Redaktion der Kölner Kirchenzeitung.

Sie sind jetzt seit eineinhalb Jahren im Amt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Gilles: Der Synodale Weg hat die erste Zeit sehr geprägt. Nach dem Wechsel aus dem schönen Bistum Limburg auf die Ebene der Bischofskonferenz war für mich erst mal die Aufgabe, in die Organisation und die Arbeit hineinzukommen. Es ist eine sehr schöne Erfahrung, wie leistungsfähig das Haus in der Kaiserstraße in Bonn ist und wie viele tolle Kolleginnen und Kollegen da arbeiten. Und dann galt es natürlich, die katholische Landschaft Deutschlands besser kennenzulernen, die einzelnen Bischöfe und die Herausforderungen, die ja durchaus regional ein bisschen unterschiedlich sind.

Welche Aufgaben haben Sie?
Gilles: Erst mal geht es darum, die Arbeit der Bischofskonferenz zu organisieren und die Gremien zu begleiten. Die große Kunst ist zu schauen, wo es wichtig ist, dass die Bischöfe auch inhaltlich eine gemeinsame Linie entwickeln, dass sie sich absprechen und nicht nur Sklaven von Aufgaben, die an sie herangetragen werden, sind. Das ist spannend, weil wir in einer extrem herausfordernden Zeit stehen. Der Vorsitzende hat bei der letzten Abschlusspressekonferenz gesagt: Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind. In den Gremien spielt es eine Rolle, Zeit und Raum zu haben, um zu gucken: Wo ist eine gemeinsame Basis, und wie gehen wir mit diesen Spannungen um?

Das heißt, Sie sind Moderatorin, Organisatorin, Löwendompteurin!
Gilles: Vor allen Dingen erst mal Organisatorin. „Domptieren“ tue ich da gar nichts. Die Bischöfe lassen sich auch nicht „domptieren“. Das ist auch gut so. Von außen wird oft gesagt: Die Bischöfe müssen mit einer Stimme sprechen. Aber es ist eine Konferenz. Es sind 27 Bischöfe, die für ihre Bistümer sprechen und die auch vor Ort in der Verantwortung stehen. Das ist durch die vielen Themen beim Synodalen Weg noch mal auf andere Weise greifbar geworden. Dadurch werden auch die damit verbundenen Spannungen, um die man schon seit vielen Jahren weiß, greifbarer.

Haben Sie darüber nachgedacht, was Sie sich bei diesem Job antun – als erste Frau in diesem Amt, in der Tradition einer Reihe von Prälaten?
Gilles: Ja, natürlich. Als die Stelle ausgeschrieben war, bin ich angesprochen worden: Wäre das nicht was für dich? Das habe ich damals sehr weit von mir gewiesen. Ich hatte im Bistum Limburg eine tolle Aufgabe, fühlte mich dort wohl und hatte keinen Veränderungsbedarf. Am 1. Januar 2021 habe ich auf die Frage „Was hast du dir für dieses Jahr vorgenommen?“ geantwortet: „Nichts, und das ist gut so.“ Und am 21. Februar bin ich gewählt worden. Das war keine lange Phase. Ich wusste natürlich, um was es geht – ohne dass ich die Institution Bischofskonferenz gut kannte. Aber ich war 20 Jahre im kirchlichen Dienst, ich hatte zehn Jahre Bistumserfahrung. Die Themen waren mir vertraut, aber ich habe mir nicht überlegt, was passieren wird. Das habe ich auch bei anderen Wechseln nicht gemacht.   …

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Ausgabe 04/2023