· 

„Er hat Horizonte des Glaubens geöffnet“

Bamberg (ku) – Nachdenklich, aber auch mit Freude an die Begegnungen, schaut Erzbischof em. Ludwig Schick auf zwei Bilder, die er zu einem kurzfristig im Bamberger Bischofshaus anberaumten Pressegespräch mitgebracht hat. Sie zeigen Schick als Professor zusammen mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger einmal alleine im Gespräch und einmal im Kreise von Theologiestudenten. „Wir haben damals immer Fahrten nach Rom unternommen und sind dabei auch mit dem späteren Papst zusammengetroffen“, so Schick. Zusammen mit Diözesanadministrator Weihbischof Herwig Gössl zeigte sich Schick am Silvestertag tief getroffen, aber auch von Dankbarkeit erfüllt angesichts des Todes von Papst Benedikt XVI.
„Es ist ein Tag, auf den man sich vorbereiten konnte“, so Weihbischof Gössl, habe es doch in den vergangenen Tagen die Meldungen gegeben, dass es dem emeritierten Papst sehr schlecht gehe. „Für Benedikt XVI. ist es wahrscheinlich ein Freudentag, denn er durfte nun endlich heimgehen.“
Persönlich sei er dem Papst nie begegnet, so der Bamberger Diözesanadministrator. „Aber ich habe ihn als Schüler und Student schon immer verehrt.“ Viele der Schriften des Kardinals und späteren Papstes habe er gelesen, „und es ist faszinierend, dass Benedikt ein sehr gebildeter, aber kein eingebildeter Mensch war. Das ist seine Besonderheit.“ Gleichzeitig habe ihn eine tief gläubige Haltung geprägt. „Dass ein so hoch intellektueller Mensch zugleich so einfach glauben und auch darüber sprechen konnte, das hat ihn ganz nah auch zu den einfachen Menschen gebracht. Ich bin Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Lebenszeugnis.“
Das gelte auch für seinen höchst umstrittenen Rücktritt vor fast zehn Jahren, so Gössl. „Bei allem Für und Wider sehe ich darin auch einen Ausdruck seiner gläubigen Grundeinstellung.“ Er habe sich selbst für nicht so wichtig gehalten, und er hatte das Vertrauen, dass Gott die Kirche trotzdem weiterführen würde.
„Möge ihm der Herr nun alles Gute vergelten!“ „Der Tod eines Papstes erfüllt die Kirche und die Welt immer mit Trauer“, betonte Erzbischof em. Ludwig Schick. Er würdigte Papst Benedikt XVI. als einen Mann des Glaubens und des Gebets. „Er hat den Glauben treu, unverfälscht, vertrauensvoll und froh weitergegeben. Durch sein umfassendes Wissen und seine tiefe Frömmigkeit war er der Kirche ein stabiles Fundament und ein weitblickender Steuermann.“ Benedikt XVI. sei ein Papst der Weltkirche gewesen und habe sich für alle Katholiken weltweit als guter Hirte eingesetzt.
Erstmals sei er mit Joseph Ratzinger 1971 zusammengetroffen,später dann bei Bischofssynoden und natürlich bei den Deutschlandbesuchen. Im November habe er sich dann ganz bewusst bei seinem Rombesuch von Papst Benedikt XVI. verabschiedet. Schick: „Und er sagte zu mir: ,Wir sehen uns im Himmel wieder.‘ Darauf freue ich mich schon jetzt.“
Der emeritierte Bamberger Erzbischof betonte, dass Benedikt XVI. durch seine Bücher und Schriften großen Einfluss auf ihn genommen habe. „Er hat Horizonte des Glaubens geöffnet. Ich habe viel von ihm profitiert.“ Und Schick betonte die Menschlichkeit und den Humor des verstorbenen Papstes, die er immer wieder erleben durfte.