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Ein Begeisterter von der Sache Jesu

Von 1990 bis 2006 war Prälat Alois Albrecht Generalvikar im Erzbistum Bamberg. Jetzt ist der beliebte Geistliche und Pionier des Neuen Geistlichen Liedes in Deutschland im Alter von 86 Jahren gestorben.       Foto: Andreas Kuschbert
Von 1990 bis 2006 war Prälat Alois Albrecht Generalvikar im Erzbistum Bamberg. Jetzt ist der beliebte Geistliche und Pionier des Neuen Geistlichen Liedes in Deutschland im Alter von 86 Jahren gestorben. Foto: Andreas Kuschbert

Bamberg (ku) – „Die Sache Jesu braucht Begeisterte“, „Kleines Senfkorn Hoffnung“, „Eines Tages kam einer“, „Unser Leben sei ein Fest“ – wer kennt sie nicht, die Lieder aus dem Gotteslob? Sie und viele andere stammen aus der Feder eines bis zuletzt von der Sache Jesu Begeisterten, sie stammen von Prälat Alois Albrecht. Sie sind und bleiben das Vermächtnis, des früheren langjährigen Bamberger Generalvikars, der am Montag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben ist.
„Neben dem Elternhaus ist die Kirche meine Heimat. Sie ist das Haus, in dem ich immer gelebt habe.“ So schrieb Alois Albrecht, der 1936 in Backnang geboren wurde und in Bayreuth aufwuchs, zu seinem 70. Geburtstag. Gute Kapläne und Studienräte prägten den jungen Alois Albrecht, der sich schon früh als Ministrant in der Kirche engagierte. Er besuchte das Ottonianum in Bamberg, machte sein Abitur und trat schließlich ins Priesterseminar ein.
Während seines Theologiestudiums setzte er sich – nach anfänglichem Unverständnis – intensiv mit Karl Rahner auseinander und fand bei ihm schließlich die Grundlagen für sein späteres schriftliches Wirken.
Am 19. März 1962 wurde Albrecht zum Priester geweiht und war anschließend Kaplan in Höchstadt und Nürnberg. Wesentliche Akzente setzte er dabei in der Jugendarbeit. Als Diözesanjugendseelsorger (1965 – 1972) gestaltete er 1967 ein Diözesantreffen mit, 1970 initiierte er eine Jugendsynode zur Vorbereitung auf die Würzburger Synode. Als Pfarrer kehrte Alois Albrecht nach Bamberg zurück und wirkte in St. Gangolf (1973 – 1983) und St. Martin (1983 – 1987) sowie als Dekan des Dekanats Bamberg (1981  – 1987).
Bei all seinem seelsorgerlichen Wirken wollte er stets viele Menschen in die Nähe von Kirche und Gottesdienst locken, um auch sie von der Sache Jesu zu begeistern. Im Januar 1987 wird Alois Albrecht zum Domkapitular gewählt und wird Stellvertreter des damaligen Generalvikars Dr. Heinrich Straub. Gleichzeitig übernahm er die Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit. Am 1. Juli 1990 erfolgt die Ernennung zum Generalvikar durch Erzbischof Elmar Maria Kredel. Zum Ende seiner Amtszeit im Jahre 2006 hatte Albrecht schließlich drei Bamberger Erzbischöfen als Generalvikar zur Seite gestanden.
Schwerpunkt der Arbeit von Alois Albrecht als Generalvikar war viele Jahre die Sorge um das priesterliche Personal und die Diakone, bis im Jahr 2004 innerhalb des Erzbischöflichen Ordinariates die neue Abteilung „Pastorales Personal“ gegründet wurde. Albrechts Reaktion damals dazu: „Jetzt bin ich eigentlich mehr als zu Beginn der Leiter der Kurie, und das ist ganz in Ordnung.“
Während seiner Zeit als Personalchef, und darauf war Prälat Albrecht zu Recht stolz, war es ihm nach eigener Aussage gelungen, zu 85 Prozent den Einsatz der Priester so zu gestalten, dass alle Seiten damit zufrieden waren.
Mehr als 15 Jahre lang war Alois Albrecht als Generalvikar auch der Vertreter des Herausgebers des Heinrichsblattes. In all den Jahren stand er Verlag und Redaktion mit Rat und Tat zur Seite und führte immer einen regen Gedankenaustausch, der sich befruchtend auf die Arbeit niederschlug.
Seine Gedanken rund um sein Wirken im Erzbistum Bamberg hat Prälat Alois Albrecht in den beiden Bänden „Herr, baue deine Kirche und fange bei mir an“ zusammengefasst. Der Titel der Bände, die 2017 veröffentlicht wurden, „kann auch über all dem stehen, was ich in den Jahren 1987 – 2006 als Domkapitular, Generalvikar und Domdekan getan habe“, wie er im Vorwort schrieb. „Ich wollte mit Jesus Christus, dem ich mich als Priester zur Verfügung gestellt habe, an der Kirche, genauer an der Kirche von Bamberg bauen und mit der Kirche in dieser Zeit und Welt ein Zeichen geben, das für ein Leben nach dem Evangelium des Jesus Christus Zeugnis ablegt.“
Der ehemalige Generalvikar äußerte sich immer wieder auch kritisch zum Zustand „seiner“ Kirche. „Die Verfassung der Kirche stimmt einfach nicht“, sagte er einmal im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Man könne Menschen in einer demokratischen Gesellschaft nicht mit einem monarchisch-hierarchischen Kirchenbild überzeugen. „Die Kirche ist nicht mehr inkulturiert.“ Sie müsse von unten her gedacht werden. Die Gemeinden bräuchten mehr Verantwortung.
Außerdem müsse mehr auf die Besonderheiten in einzelnen Ländern Rücksicht genommen werden, so Albrecht damals. „Eine deutsche Kirche ist keine indische Kirche, keine polnische Kirche und gar keine italienische Kirche.“ Ein Hoffnungsschimmer sei für ihn die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, der sogenannte Synodale Weg.
Den Zölibat machte der ehemalige Generalvikar mitverantwortlich für sexuellen Missbrauch durch Priester. „Jeder Mensch hat eine bestimmte Sexualität und die möchte ausgelebt werden.“ Er selbst habe früher oft bei Anschuldigungen gegen Priester solche Taten nicht für möglich gehalten. „Ich habe das nicht geglaubt, ich habe es nicht glauben können, weil wir so erzogen waren.“ Man habe damals solche Fälle im kirchlichen Bereich klären wollen.
NGL-Pionier
Mit Prälat Alois Albrecht verband viele Menschen weit über das Erzbistum Bamberg hinaus aber noch etwas anderes als seine Generalvikarszeit. Er galt in Deutschland als der Pionier des Neuen Geistlichen Liedes. Um 1970 herum fing er – inspiriert durch die Begegnung mit Peter Janssens und Josef Metternich, dem damaligen Geistlichen Beirat der KJG auf Bundesebene – an Lieder zu schreiben und Texte zu verfassen, eine Leidenschaft, die ihn bis zuletzt nicht losgelassen hat. Er empfand dies als eine innere Bereicherung und gerne zitierte er in seinen Predigten und Ansprachen eigene Liedtexte, „weil diese Texte zeigen, woran ich glaube und wofür ich lebe“.
Neben Liedern veröffentlichte Alois Albrecht auch Meditationen, gestaltete Großveranstaltungen auf zwei Katholikentagen 1978 (Freiburg) und 1982 (Düsseldorf) und schrieb die Texte für zwei Diözesanjugendtreffen „Wir sind mehr als ich plus du“ (1977) und „Und machten sich auf“ (1980). Darüber hinaus erarbeitete er auch Historienspiele, die sich unter anderem mit den Bistumsheiligen Heinrich und Kunigunde, der heiligen Elisabeth, dem heiligen Franziskus, der Mutter Gottes und Maria Ward befassen.
Alois Albrechts Verdienste wurden von kirchlicher und staatlicher Seite gewürdigt. So verlieh ihm Papst Johannes Paul II. am 27. Juli 1991 den Titel Päpstlicher Ehrenprälat und am 16. August 2000 den Titel Apostolischer Protonotar. 1997 wurde Alois Albrecht zum Ehrendomherrn der Erzdiözese Stettin-Cammin ernannt, im Jahr 2006 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.