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Gerechtigkeit und Frieden

Zu den Klängen des Blasmusikvereins Bischberg zogen die Teilnehmenden der Wallfahrt für Arbeitnehmer und Arbeits­suchende in die Basilika Vierzehnheiligen ein. Am Morgen waren sie vom Seubelsdorfer Kreuz aufgebrochen.    Foto: Andreas Kuschbert
Zu den Klängen des Blasmusikvereins Bischberg zogen die Teilnehmenden der Wallfahrt für Arbeitnehmer und Arbeits­suchende in die Basilika Vierzehnheiligen ein. Am Morgen waren sie vom Seubelsdorfer Kreuz aufgebrochen. Foto: Andreas Kuschbert

Vierzehnheiligen (ku) – Frieden und Zufriedenheit gibt es dort, wo ein gerechter Ausgleich erreicht wird. Für diesen Ausgleich – der gerade auch in der Arbeitswelt immer wieder von Nöten ist – gingen am vergangenen Samstag Vertreterinnen und Vertreter der Katho­lischen Arbeitnehmerpastoral, des KAB-Diözesanverbandes Bamberg und der Arbeitslosenberatungsstellen der Erzdiözese bei der traditionellen Wallfahrt „Arbeit ist Menschenrecht“ auf die Straße. Vom Seubelsdorfer Kreuz zogen sie – begleitet vom Rektor der Basilika Vierzehnheiligen, Pater Maximilian Wagner – hinauf zur Basilika Vierzehnheiligen, wo sie mit KAB-Diözesanpräses Albert Müller einen Gottesdienst feierten.
Der Weg zur Basilika wurde an vier Stationen unterbrochen, an denen nachgefragt wurde: Welche Werte in der Arbeitswelt müssen gestärkt werden, damit prekäre Beschäftigung verhindert werden kann? Welche Folgen der Krise belasten die Jugendlichen? Kann Frieden ohne Gerechtigkeit sein? Können Entsolidarisierung und soziale Spaltung überwunden werden? Folgen wir der Friedensbotschaft des Evangeliums? Und in die Stille hinein erklangen immer wieder die Schläge der Mahnglocke.
„Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.“ Unter diesem Motto stand in diesem Jahr die Wallfahrt. Dieses Motto, das auf Psalm 85 zurückgeht, griff auch KAB-Diözesanpräses Albert Müller in seiner Predigt während des Gottesdienstes auf. „Ohne einen dauernden Frieden kann es keine soziale Gerechtigkeit geben“, betonte Müller. Viele Menschen hätten heute große Ängste, stünden vor großen Herausforderungen. Dies berge einen sozialen Sprengstoff, den sich nach Müllers Worten viele Trittbrettfahrer und Unheilspropheten zu eigen machten, dabei jedoch nur ihre eigenen Interessen verfolgten.
Mit Blick auf die Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja, betonte der Geistliche, dass diese Passage eine Vision sei, wie Gottes Gesellschaft heute sein könnte. Dass ganz unterschiedliche Paare aus dem Tierreich zusammenfinden, ist für Albert Müller der Verweis auf einen endzeitlichen Frieden. Diese Vision ist für den KAB-Diözesanpräses Anspruch und Zielformulierung für alles Handeln. Doch wie könne man von der Fiktion zur Realität kommen?
Eine Anleitung dazu könne das Evangelium des Tages sein, in dem es um einen unehrlichen Verwalter geht. „Dieses Evangelium ist oberflächlich betrachtet eine Anleitung zum organisierten Wirtschaftsbetrug“, so Pfarrer Müller. „Und eigentlich erwartet man scharfe Worte von Jesus. Der aber lobt die Klugheit des unehrlichen Verwalters.“ Nach den Worten des Geistlichen lobt Jesus jedoch nicht die Unehrlichkeit, „sondern vielmehr die Geschicklichkeit der Kinder dieser Welt, die erfinderisch sind, wenn es um ihr Verhalten in der Welt geht“.
Der reiche Mann, um den es im Evangelium geht, ist nach Müllers Aussage Gott, „von dem alles kommt. Alles, was wir haben, ist nicht unser Verdienst, sondern seiner. Und der Verwalter ist jeder von uns. Wir verwalten nicht nur das Geld, sondern vor allem die Talente und Gaben, die uns von Gott gegeben sind“.
Und so sollte nach Aussage von Albert Müller niemand die Gaben Gottes verschwenden, „denn am Ende müssen wir Rechenschaft drüber ablegen“. Müller weiter: „Und das Gute der Erde würde für alle reichen, wir es gerecht verteilt werden würde“. Stattdessen gehe jedoch die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinander, anstatt dass diese Kluft überwunden werde. „Friede und Zufriedenheit gibt es nur dort, wo es einen gerechten Ausgleich gibt“, so Pfarrer Müller. Dafür gingen die Teilnehmer der Wallfahrt jedes Jahr auf die Straße, „denn als Christ ist man nie für sich alleine, sondern immer auch für die anderen da“.
Müller: „Sagen wir nicht, dass das, was die da oben machen, in Ordnung ist, sondern erheben wir, wenn es angebracht ist, unsere Stimme dagegen.“ So könnten Friede und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt gerückt werden. „Tragen wir den Frieden in den Herzen und wünschen ihn den anderen. Und sind wir immer bereit, Gerechtigkeit herzustellen.“