Nürnberg (epd) - Seit 50 Jahren gibt es das Suchthilfezentrum der Stadtmission Nürnberg. Wie die Einrichtung am Freitag mitteilte, ist es das Hilfezentrum mit dem breitesten
    Angebot für Menschen mit Suchtproblemen aller Art in der Region. Etwa 2000 Menschen fänden jedes Jahr Hilfe. Davon seien drei Viertel selbst von einer Abhängigkeit betroffen und ein Viertel
    ratsuchende Angehörige. Ein Großteil der Beratungen beziehe sich auf den legalen Suchtstoff Alkohol.
    Beratungsangebote zur Trinkerhilfe hatte es laut Stadtmission schon länger in Nürnberg gegeben. 1972 war auf Initiative von Eltern drogenabhängiger Jugendlicher die erste Drogenberatungsstelle
    eingerichtet worden. „Das war eine ganz freie Szene, in der alles Mögliche konsumiert wurde. Es ging auch um Bewusstseinserweiterung, um Protest“, sagt Michaela Scheindel-Roth, Leiterin von 1986
    bis 2013. Man habe Jugendliche im Kontaktkeller mit Teeküche, Matratzen und Schmalzbroten empfangen, beim Entzug zu Hause betreut und Streetworker zu den Szene-Hotspots der Stadt geschickt.
    Zu Beginn der 1980er Jahre eröffnete die Stadtmission ein Therapiezentrum und richtete in der Nürnberger Innenstadt ihre erste Wohngemeinschaft für Menschen ein, die ihre Drogenabhängigkeit
    gerade überwunden hatten. „Jede Zeit hat ihre Suchtmittel“, sagt die heutige Einrichtungsleiterin Erica Metzner. Die Drogenberatung der Stadtmission habe sich daher zu einer breit aufgestellten
    Suchtberatung entwickelt, deren Schwerpunkt sich zunehmend auf legale Suchtmuster und -mittel wie Alkohol und Glücksspielsucht verlagerte.
    Ob für experimentierende Teenager oder pflegebedürftige Alkoholabhängige, ob für notorische (Online-)Zocker oder vermeintlich unauffällige Familien- und Karrieremenschen, die ohne
    leistungssteigernde Medikamente nicht mehr auskommen - für alle gebe es heute spezialisierte Profis beim Suchthilfezentrum, die Betroffenen persönlich, aber auch anonym und online helfen. Die
    Angebote reichen von Informationsgesprächen, langfristiger Betreuung und Vermittlungsleistungen über ambulante Entwöhnungsbehandlungen und Nachsorge bis hin zu moderierten Gruppenangeboten.
