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Bischof Jung: Kirche tut nicht zu wenig bei Missbrauchs-Aufarbeitung

 

 

Würzburg (epd) - Würzburgs Bischof Franz Jung hat den Eindruck zurückgewiesen, die katholische Kirche tue nicht genug zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen. Er könne die Empörung verstehen, die das neue Münchner Missbrauchsgutachten ausgelöst hat, sagte Jung am Freitag. Der Eindruck, „Kirche würde zu wenig tun“ oder das Problem aussitzen, sei jedoch „nicht zutreffend“. Er räume aber ein, dass die Aufarbeitung oft einen „relativ langen - für manche zu langen - Vorlauf“ benötige.
Jung verwies darauf, dass seit 1. Januar 2021 neue Regelungen zur finanziellen Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs im Bereich der katholischen Kirche zugefügt wurde, gelten. Demnach können Anerkennungsleistungen bis zu 50000 Euro von einer Unabhängigen Kommission festgelegt werden, in schweren Härtefällen auch mehr. Zusätzlich würden die Kosten für Therapien übernommen. Genehmigte Summen würden auf zuvor bereits gezahlte Leistungen angerechnet.
Konkret seien im Bistum vergangenes Jahr 32 solche Anträge gestellt worden, 15 davon waren gänzlich neue Anträge, 17 davon waren erneute Anträge auf Anerkennung des Leids. Insgesamt habe die Unabhängige Kommission bereits über 17 der 32 Anträge entschieden und finanzielle Leistungen von insgesamt 367500 Euro festgelegt.

 

Ausgezahlt worden seien vergangenes Jahr 243000 Euro, 124500 Euro seien bereits auf Basis des alten Verfahrens bei früheren Anträgen gezahlt worden.
Darüber hinaus teilte das Bistum mit, dass zwischen Januar und Dezember vergangenen Jahres 18 neue relevante Missbrauchsvorwürfe an die Ansprechpartner gemeldet wurden. Dabei handle es sich um „Missbrauchshandlungen im strafrechtlichen Sinne“ ebenso wie Grenzüberschreitungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit. 14 der Vorwürfe betreffen „sexualbezogene Missbrauchshandlungen“ gegen Priester, von denen allerdings 13 bereits verstorben sind.