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Vaterschaftsurlaub mit Elternzeit gleichstellen

Kolpingwerk fordert zehn zusätzliche Urlaubstage für werdende Väter

Köln - Das Kolpingwerk Deutschland fordert einen Rechtsanspruch auf einen Vaterschaftsurlaub um den Geburtstermin des Kindes. Mit zehn zusätzlichen bezahlten Urlaubstagen erhielten werdende Väter Zeit, die Beziehung zur Partnerin zu stärken und sich gemeinsam auf den Alltag mit Baby vorzubereiten, sagte der Kolpingwerk-Referent für Familie und Generationen, Michael Hermes, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln. „Es sind zwar die Frauen, die die Kinder zur Welt bringen, aber mit der Geburt eines Kindes verändert sich das gesamte Familiensystem.“
Die Bundesregierung ist nach dem Inkrafttreten einer EU-Richtlinie damit beauftragt, einen solchen Rechtsanspruch bis August 2022 in nationales Recht umzusetzen. Das katholische Kolpingwerk befürchtet allerdings, dass der Bund den zusätzlichen Urlaubsanspruch umgehen will. „Die Bundesregierung sieht Deutschland schon überall oberhalb der Mindeststandards, die die neue EU-Richtlinie vorgibt, und plant deshalb, die Vaterzeit in die Elternzeit einzugliedern“, sagte Hermes. Das Bundesfamilienministerium bestätigte das Vorhaben auf epd-Anfrage. Zur Umsetzung der Richtlinie müsse keine Anpassung der Rechtslage vorgenommen werden, da Deutschland mit dem Elterngeld bereits besser aufgestellt sei als europaweit erforderlich, hieß es aus dem Ministerium.
Das Kolpingwerk warnt davor, den Vaterschaftsurlaub mit der Elternzeit gleichzustellen. „Wir halten das für falsch“, sagte der 31-jährige Sozialpädagoge. Die Freistellungen verfolgten jeweils unterschiedliche Ziele: Während die Elternzeit es Vätern und Müttern nach der Geburt ermögliche, schnell wieder ins Erwerbsleben zurückzukehren, ziele der Vaterschaftsurlaub darauf ab, Eltern vor und nach der Geburt bewusst Zeit zu geben, sich an den Alltag mit ihrem Baby zu gewöhnen.

 

Der Kolpingwerk-Experte betonte, dass die Zeit um die Geburt auch für die Paarbeziehung eine sensible Phase sei. „Die Rollen verändern sich, weil sie nicht mehr nur Partner und Partnerin sind, sondern auch Mutter und Vater.“ Gerade vor der Geburt spiele die gegenseitige Unterstützung und das Füreinander-Dasein in der Partnerschaft eine entscheidende Rolle. Nach der Geburt diene der Vaterschaftsurlaub dazu, dass der Vater eine sichere Bindung zum Neugeborenen aufbaue.

 

Wer die Kosten für den Vaterschaftsurlaub tragen soll, lässt das Kolpingwerk offen. Die Finanzierung müsse auf Bundesebene geregelt werden, sagte Hermes. „Uns war jetzt erst einmal wichtig, den Plänen der Bundesregierung entgegenzutreten.“ Der katholische Sozialverband Kolpingwerk Deutschland hat nach eigenen Angaben mehr als 230.000 Mitglieder.

 

Autor: epd