
Bamberg (cga/ku) – Ein bisschen wie die berühmte Eier legende Wollmilchsau fühlen sich manchmal Martina Kuschbert und Denise Neundörfer. Die beiden jungen Frauen sind beim Kolping-Bildungswerk im Erzbistum Bamberg angestellt, üben offiziell den relativ neuen Ausbildungsberuf „Kauffrau für Büromanagement“ aus. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich eine dreijährige kaufmännische Ausbildung mit Abschlussprüfung. Ihren Arbeitsplatz haben die beiden jungen Frauen in der Kolping-Akademie am Wilhelmsplatz in Bamberg.
Martina Kuschbert hat sich nach dem Abitur zunächst gegen ein Studium und eben für diesen Ausbildungsberuf entschieden. Denise Neundörfer war anfangs noch unsicher, welchen Beruf sie überhaupt ergreifen soll. Ein einwöchiges Praktikum hat ihr da weitergeholfen.
Im August 2017 begann Denise Neundörfer dann ihre Ausbildung im Kolping-Bildungszentrum Nürnberg, wo sie zwei Jahre lang in der Verwaltung vielfältige Aufgaben übernahm. „Für das dritte und letzte Ausbildungsjahr wechselte ich zur Kolping-Akademie Bamberg ins Sekretariat und war dort für den Bereich ,Offenes Bildungsprogramm‘ verantwortlich“, so Neundörfer.
Zusätzlich erhielt sie die Gelegenheit, jeweils vier Wochen in der Personalabteilung sowie im Rechnungswesen der Zentrale mitzuwirken. Denise Neundörfer rückblickend auf ihre Ausbildungszeit: „Die Ausbildung war äußerst abwechslungsreich, da ständig neue Aufgaben und Herausforderungen hinzukamen.“
Die größte Herausforderung im letzten Ausbildungsjahr sei dann die Corona-Pandemie gewesen, die das „Alltagsgeschäft“ auf den Kopf gestellt habe. Seminare und Lehrgänge durften über einen längeren Zeit nicht stattfinden, und meine Kolleginnen waren in Kurzarbeit“.
Mitten in der Coronazeit, im September 2020, begann Martina Kuschbert ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in der Kolping-Akademie Bamberg. Zu ihren Aufgaben gehörte das Vorbereiten von Seminaren aus dem Bildungsprogramm. „Außerdem verfasste ich Pressemitteilungen zur Ankündigung neuer Seminartermine und unterstützte bei der Pflege unserer Social-Media-Kanäle“, erzählt Martina Kuschbert.
Im Laufe der Ausbildung erhielt sie auch Einblicke in andere Bereiche: „Im November 2022 durfte ich im Bildungszentrum Bayreuth mitarbeiten und die Kollegen vor Ort unterstützen. Darüber hinaus lernte ich in unserer Zentrale die Abläufe in der Personalabteilung sowie im Rechnungswesen kennen“.
Eine Herausforderung während ihrer Ausbildung war nach Martina Kuschberts Worten die Coronazeit mit Homeschooling und Abstandsregelungen. Zudem hätten viele Seminare digital stattgefunden, was zusätzliche Organisation und technische Vorbereitung erforderte.
Das Kolping-Bildungswerk zielt nach eigenen Angaben darauf ab, Menschen zu fördern und Bildung zu vermitteln. „Im Mittelpunkt des Tuns steht der Mensch“, heißt es in dem auf der Internet-Seite veröffentlichten Leitbild. Es gehe darum, fachliche und soziale Handlungskompetenz zu vermitteln. Das familiäre und soziale Umfeld spiele dabei eine Rolle.
Hauptaufgaben
Eine der Hauptaufgaben von Denise Neundörfer ist die Organisation von Sprachkursen für Geflüchtete in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Organisation heißt ganz konkret die Kurse zu planen, Anwesenheitslisten zu erstellen, Abrechnung durchzuführen und auch Anträge für Zuschüsse zu schreiben.
Diese Kurse finden an unterschiedlichen Orten statt, erzählt Neundörfer. Und natürlich gibt es immer mal Dinge, die man vor Ort besser bespricht. „Einen Tag in der Woche bin ich durchschnittlich unterwegs.“ Eine Herausforderung bei der Kommunikation mit Geflüchteten ist die Sprachbarriere. Aber irgendwie habe es dann doch immer funktioniert.
„Was nützen die besten Angebote, wenn niemand davon erfährt.“ So oder ähnlich könnte das Motto für einen Teil des Arbeitsbereichs von Martina Kuschbert lauten. Sie kümmert sich unter anderem um die Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem die Social-Media-Kanäle wie Instagram oder Facebook spielen eine immer größere Rolle. Darüber hinaus formuliert Martina Kuschbert auch klassische Pressemitteilungen. Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Organisation und Verwaltung des Vorbereitungskurses auf die externe Prüfung zum/zur staatlich geprüfte/n Kinderpfleger/in am Standort Ansbach.
Die beiden jungen Frauen sind gut gelaunt und antworten gerne auf die Fragen des Reporters vom Heinrichsblatt. Es wäre eher schwierig, wenn jemand schüchtern und zurückhaltend in unserem Beruf ist, meinen die beiden übereinstimmend. Und Martina Kuschbert ergänzt: Eine gewisse Kontaktfreudigkeit wäre nicht schlecht. „Man sollte auf Menschen zugehen können.“ Dies sei eine Grundvoraussetzung für ihren Beruf.
Eine weitere wichtige Fähigkeit sei strukturiertes Arbeiten. Ganz viel Arbeit erfolgt am Computer. Für Denise Neundörfer ist es daher sehr hilfreich, mit allen zehn Fingern zu tippen. Und da sie viel mit Tabellen arbeitet, sind Excel-Kenntnisse für sie in ihrem Beruf ebenfalls unabdingbar. Ihre Arbeitszeit können sich Martina Kuschbert und Denise Neundörfer weitgehend frei einteilen. Es werde allerdings erwartet zwischen 8 und 16 Uhr im Büro anwesend zu sein.
Im Unterschied zu großen Teilen der Bevölkerung haben Martina Kuschbert und Denise Neundörfer noch die meiste Zeit ihres Berufslebens vor sich. Neundörfer hat ihre Ausbildung 2020 abgeschlossen, Kuschbert 2023. Von daher sind für die beiden jungen Frauen berufliche Perspektiven von großer Bedeutung. Denise Neundörfer hat zwischenzeitlich eine Weiterbildung zum Fachwirt absolviert. Martina Kuschbert wurde angeboten, berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Das bedeutet natürlich auch, den einen oder anderen Samstag für Unterricht oder das Selbststudium zu investieren und auf einen Teil der Freizeit zu verzichten.
Diese Weiterbildungsmöglichkeiten kommen bei Martina Kuschbert und Denise Neundörfer gut an: „Man kann sich gut weiterbilden und wird wertgeschätzt“, sagt Kuschbert. Auch wenn viel strukturierte Arbeit zu ihrem Alltag gehört, so können die beiden jungen Frauen doch nicht ganz sicher wissen, dass ihr Arbeitstag tatsächlich so abläuft, wie sie das am Beginn des Tages geplant haben. Oft kommt wirklich kurzfristig mal was rein, was dringend erledigt werden müsse. Und dann müssten halt die Prioritäten neu gesetzt werden, berichten Kuschbert und Neundörfer übereinstimmend. Doch das mache die Arbeit ja auch ein Stück weit interessant.
Die beiden Kauffrauen für Büromanagement haben einfach Spaß und Lust an ihrer Arbeit.
