
Bamberg (kem) – Auch wenn einem Werbung etwas anderes einreden will, die einzige Hauptstadt des Bieres – egal ob heimlich oder ganz offen – ist Bamberg. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man die neueste Erscheinung im Heinrichs-Verlag „Bamberg – Die wahre Hauptstadt des Bieres“ von Christian Fiedler liest. Doch warum ist das so? Im Interview beantwortet der Autor diese Frage und erzählt von der verrücktesten Recherche für sein Buch.
Herr Fiedler, ihr Buch kommt nun in der insgesamt fünften Auflage in die Buchhandlungen. Wie unterscheidet es sich von den Vorgängern?
Christian Fiedler: Die vierte Auflage erschien bereits 2016. In den letzten Jahren habe ich aber weiter intensiv recherchiert und weiter in der Archiven gestöbert. So konnte ich die Datenbasis noch einmal viel detaillierter miteinander verknüpfen. Dabei bin ich auch auf drei alte, mir bislang unbekannte Brauereien gestoßen.
Welche waren das?
Zum einen waren dies die Kapuziner, die an der Stelle des heutigen Clavius-Gymnasiums noch bis ins frühe 19. Jahrhundert in ihrem Kloster gebraut haben. Außerdem gab es eine Brauerei in Bughof, auf dem Weg zum Schwimmverein, die bis 1852 aktiv war. Die dritte Brauerei gab es im heutigen Zapfhahn in der Sandstraße. Auch dort wurde lange Zeit Bier hergestellt – allerdings nicht von einem Braumeister.
Deswegen tauchte dieser Ort in alten Dokumenten nicht auf?
Genau. Die Brauer wollten ihn nicht unter sich haben. Da gab es dann alte Protokolle von Briefwechseln und sogar Gerichtsverhandlungen. Der Gegenwind für den „illegalen Brauer“ war also groß.
Wie muss man sich Ihre Recherchen vorstellen?
Es ist viel Kleinarbeit in verschiedenen Archiven. Im Stadtarchiv fand ich Kleinigkeiten oder auch in Bau- oder Steuerunterlagen, weil damals das Malz versteuert werden musste. Es war wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Nur, dass ich verschiedene Heuhaufen hatte...
Und wie sind Sie mit diesen Infos weiter vorgegangen?
Mit dem Namen der Brauer bin ich dann Listen Bamberger Bürger durchgegangen, in denen Geburts- und Sterbedaten standen. Hatte ich die, ging es weiter bei den Standesämtern, wo man rausfindet, dass er geheiratet und Kinder bekommen hat. Nach und nach ergibt sich so – Stück für Stück – ein Puzzle, das aus Informationen und Bildern besteht.
Für ein Bild sind Sie sogar um die halbe Welt geflogen?
Oh ja! In Bamberg gab es in der Langen Straße die „Bärenbräu“ – eine der damals größten in der Region. Deren Inhaber, Ludwig Rübsam, kam aus Fulda. Der Mann hat mich so fasziniert, dass ich mehr über ihn herausfinden wollte. Allein, es gab keine Fotos. Nach Monaten bin ich in einer Genealogischen Datenbank in den USA auf einen seiner Söhne, Karl-Friedrich Rübsam, gestoßen. Der nannte sich zwar Charles-Frederic Rubsam, hatte aber das gleiche Geburtsdatum. Und so habe ich in Santa Barbara, Kalifornien, angerufen, wo er beerdigt wurde. Die Leiterin des Instituts dort hatte eine Freundin, die auch Rubsam hieß. Und wie es der Zufall will, war dies eine Urenkelin von Ludwig Rübsam. Also bin ich mit meiner Frau nach Kalifornien in den Urlaub geflogen und durfte dann dort im Familienalbum der Familie Rubsam stöbern, in dem ich dann endlich Bilder gefunden habe.
Ihr Buch trägt den Untertitel „Die wahre Hauptstadt des Bieres“, warum ist das Bamberg für Sie?
Die erste Auflage des Buches entstand 2004. Damals warb die Kulmbacher Brauerei mit dem Slogan „gebraut in Kulmbach, der heimlichen Hauptstadt des Bieres“. Und da war für mich klar, dass Bamberg dann wohl die wahre Hauptstadt sein muss. Das kam dann auch immer gut an. Bier ist ein emotionales Thema, jeder steht zu seiner Brauerei und ist auch ein Stück weit stolz darauf. Und das spüre ich in Bamberg immer wieder.
Warum ist das Buch nicht nur etwas für Bierliebhaber?
Selbst die Bamberger, die mit Bier nichts am Hut haben, können hier vieles entdecken. Neben den Brauerein steckt hier auch ein großer Teil der Bamberger Stadtgeschichte drin. Zum Beispiel wurde die Bamberger Feuerwehr nur deswegen 1860 gegründet, weil wieder einmal eine Brauerei niedergebrannt war und die Stadtoberen sich daraufhin zu dem Schritt entschlossen hatte. Das Buch ist also auch etwas für diejenigen, die sich für die Entwicklung der Stadtgeschichte aus einer vielleicht etwas anderen Ecke interessieren.
