Köln (KNA) – Die katholische Kirche hat in mehreren Fällen hohe freiwillige Entschädigungs-Summen an Opfer sexualisierter Gewalt in Nordrhein-Westfalen gezahlt. Wie der WDR und der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Donnerstag auf Grundlage gemeinsamer Recherchen berichteten, wurden in mindestens sieben Fällen mehr als 300.000 Euro bezahlt - in einem Fall jüngst im November.
Dabei ging es um Melanie F., die als Kind Anfang der 80er Jahre von einem Geistlichen im Erzbistum Köln als Pflegekind aufgenommen und sexuell missbraucht worden war. Das Landgericht in Köln wies im Juli die Klage der Frau gegen die gegen die katholische Kirche ab, weil der Priester die Taten nicht im Dienst begangen habe; für ein Fehlverhalten des Erzbistums gebe es keine Anhaltspunkte.
Dennoch zahlt das Erzbistum dem Opfer auf dessen Antrag dem Bericht zufolge nun freiwillig 360.000 Euro. Laut WDR und "Kölner Stadt-Anzeiger" ist das die zweithöchste Summe, die in einem Bistum in Nordrhein-Westfalen je gezahlt wurde.
Meist weniger als 20.000 Euro
Nachfragen der beiden Medien in den fünf Bistumsverwaltungen ergaben demnach: In Münster wurden einmal 370.000 Euro gezahlt, in Essen 320.000 Euro. Aachen, Paderborn, Essen und Münster zahlten jeweils 300.000 Euro als Höchstsumme. Das Erzbistum Köln habe auf eine Anfrage bisher nicht reagiert, hieß es. Auf die meisten der mehr als 3.000 Erst- und Folgeanträge auf Entschädigung hätten Betroffene Zahlungen von unter 20.000 Euro erhalten.
