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Das richtige Geschenk finden - ohne Stress und späteren Frust

Foto: pixabay/Bru-nO
Foto: pixabay/Bru-nO

Bonn (KNA) - Alle Jahre wieder suchen Menschen für ihre Liebsten nach passenden Weihnachtsgeschenken. Mit oft überhöhten Erwartungen: Werbespots zeigen gold-glitzernde Verpackungen und strahlende Kinderaugen. Was aber macht ein perfektes Geschenk aus? Und: Was, wenn es nicht gefällt?

 

"Dass bei einem Geschenk alles klappt, bleibt eher die Ausnahme", sagt Bernd Stauss. Der Wirtschaftswissenschaftler forscht zur Psychologie des Schenkens. "Die wesentliche Botschaft ist: Das Geschenk muss dem Beschenkten gefallen und nicht dem Gebenden."

 

Wie aber stellt man sicher, dass ein Präsent gut ankommt? "Ein gutes Geschenk ist eines, das einen emotionalen Wert hat, das einen Überraschungseffekt hat", sagt Stauss. "Eines, das signalisiert, dass sich der andere Gedanken gemacht hat darüber, was der Person gefallen könnte." Das zeige sich an den Gewohnheiten oder Interessen des Gegenübers.

Geschenksuche für Fortgeschrittene

 

Doch es gibt Ausnahmen: "Manche Menschen gehören zur Kategorie "schwierige Empfänger" mit sehr genauen Vorstellungen", sagt Stauss. Andere haben wenig Interessen oder sind den Schenkenden kaum bekannt. "In diesen Fällen ist es sinnvoll zu fragen: Was wünschst du dir?" Bei Nahestehenden aber sei es "schöner, wenn man sich das selbst überlegt."

 

Geld spielt offenbar eine untergeordnete Rolle. Auch wenn Schenkende so ihre Wertschätzung ausdrücken möchten: Hochpreisige Geschenke könnten die andere Person unter Druck setzen, warnt Stauss: "In frühen Phasen einer Beziehung führt ein teures Geschenk sogar oft zu Ablehnung. Die Person fühlt sich dadurch eventuell gekauft."

 

Zu den Weihnachts-Topsellern gehören Gutscheine - für den Experten "abgewandelte Form von Geldgeschenken". 2024 standen sie laut Umfragen bei fast 40 Prozent der Deutschen auf der Geschenkliste. Neben einem dekorierten Päckchen machen Gutscheine optisch weniger her. "Sie können aber auch maßgeschneidert sein", sagt Stauss. "Wenn sie zum Beispiel für das Lieblingsrestaurant der anderen Person ausgestellt sind. Oder wenn sie für eine Person bestimmt sind, die wenig Geld hat."

 

Geschenke nicht für Erziehung nutzen

 

Auch wenn Kinder Wünsche äußern, sollten Eltern sich nach Möglichkeit danach richten und nicht erzieherisch einwirken. "Entscheidend ist, was den Kindern gefällt, nicht den Erwachsenen", sagt Stauss. "Wenn sich ein Kind also ein Piratenboot wünscht, sollte man ihm kein handgeschnitztes Holzboot schenken." Wenn der Wunsch allerdings zu teuer ist, seien kindgerechte Ausreden erlaubt - etwa, dass Weihnachtsmann oder Christkind dies nicht besorgen könnten.

 

Wer ein Geschenk bekommt, sollte es gleich auspacken. "Der Anlass, Freude zu machen, ist auch für den Geschenkgeber wichtig", sagt Stauss. Dazu gehöre auch die Form, mit der ein Beschenkter das Geschenk annimmt. "Zum Auspacken gehört es dazu, schon die Packung und die Schleifen wertzuschätzen. Man sollte gespannt und neugierig sein."

 

Doch nicht immer trifft der Schenkende den Geschmack des Beschenkten - manche Geschenke können sogar enttäuschen. Wie reagieren? Ist Kritik an Geschenken erlaubt? "Es kommt darauf an, wer der Schenkende ist", sagt Stauss. "Bei Kindern sollte man besser auf Kritik verzichten - auch wenn das selbstgemalte Bild nicht gefällt." Bei entfernteren Bekannten sei das eher verzeihlich.

 

Pullover weitergeben, Strick-Zeit würdigen

 

Echte Anerkennung könne man auch dann zeigen, wenn das Geschenk nicht gefällt. "Wenn mir jemand einen selbstgestrickten Pullover schenkt, dann kann ich würdigen, wie viel Zeit sich die Person dafür genommen hat", sagt Stauss. "Auch wenn ich schon bei der Geschenkübergabe weiß, dass ich den Pullover nie anziehen werde."

 

Wer sich mit einem Geschenk indes nicht wertgeschätzt fühlt, sollte dies nicht herunterschlucken, sondern erklären, warum es nicht gefällt. Auch Umtausch ist erlaubt. Manchmal lässt sich Kritik sogar mit einem Wunsch verbinden: "Wenn jemand kein Science Fiction mag, dann kann er sagen: Ich mag Bücher, aber lieber aus einer anderen Kategorie", sagt Stauss. Für den Schenkenden kann solche Kritik sogar Erleichterung bringen: Für das kommende Weihnachtsfest hat er dann schon eine passende Geschenkidee.