
Bayreuth (cga) – Die Musik und die Orgel spielen sind Sebastian Ruf in die Wiege gelegt worden. Bereits Vater und Großvater beherrschten die Königin der Instrumente. Und so verwundert es kaum, angesichts dieser erblichen Vorbelastung, dass auch Sebastian mit so 13, 14 Jahren bereits auf dem Orgelbock saß. Doch eine Vorentscheidung zugunsten eines Musikstudiums sei dies noch nicht gewesen, erzählt der Bayreuther Regionalkantor Sebastian Ruf im Gespräch mit dem Heinrichsblatt.
Seit Februar 2021 ist Ruf nun in der Markgrafenstadt tätig. Zu 50 Prozent als Regionalkantor für die Bereiche Bayreuth, Forchheim-Nord und Auerbach und zu 50 Prozent als Pfarrkirchenmusiker mit dem Schwerpunkt Schlosskirche.
Nach dem Abi stand erst einmal die Frage im Raum, ob er Medizin oder Kirchenmusik studiere. Letztlich ist er dann doch bei der Kirchenmusik hängen geblieben und hat in Freiburg, München und auch ein halbes Jahr in Stockholm studiert. Mit einem Master in Kirchenmusik und Chorleitung schloss er sein Studium ab. Seit vergangenem November ist Ruf auch Glockensachverständiger, nachdem er noch eine Zusatzausbildung absolviert hatte.
„Viele“ Berufe in einem
Das Tätigkeitsfeld von Sebastian Ruf umfasst aber weit mehr als „nur“ Gottesdienste mit der Orgel zu begleiten. Gleichwohl ist ihm das sehr wichtig. Denn der Glaube werde auch über die Musikausgedrückt. „Für mich ist Musik eine Sprache des Glaubens“, bekräftigt der Bayreuther Regionalkantor.
Doch wenn man seine Tätigkeitsfelder näher betrachtet, dann hat Ruf mehrere Berufe. Er ist Lehrer, Chorleiter, Konzertveranstalter und natürlich Kirchenmusiker. Eine der bedeutsamen Aufgaben der Regionalkantoren ist die Ausbildung von neuen Organisten. Aktuell unterrichtet Ruf elf Schüler, darunter auch in Auerbach und Hollfeld. Denn die Kirche hat nicht nur immer weniger pastorale Mitarbeitende, sondern es fehlen auch die Organistinnen und Organisten, die die Gottesdienste musikalisch begleiten und gestalten. „Vor allem auf dem Land ist es schwierig Organisten zu finden“, erzählt Ruf. Im sogenannten „D-Kurs“ lernen die angehenden Organisten, wie Gottesdienste würdig begleitet und gestaltet werden.
Eine Vielzahl an Chören
Ein ganz großes Anliegen ist Sebastian Ruf die Chormusik. In seiner Jugend hat er selbst begeistert im Chor gesungen. Und diese Begeisterung möchte er weitergeben. Sechs verschiedene Ensembles sind in der Bayreuther Schlosskirche aktiv. Ein Kinderchor für alle, die Spaß am Singen haben ab fünf Jahren, ein Mädchenchor für 12- bis 18-Jährige, ein junges Vokalensemble für die Altersgruppe zwischen 18 und 35 sowie der Schlosskirchenchor, der Kammerchor und die Schola Gregoriana für Erwachsene. Ganz wichtig ist Ruf: „Jeder darf mitmachen!“ Einzige Ausnahme: in den Kammerchor wird man nur nach Vorsingen aufgenommen.
Rund 150 Kinder, Jugendliche und Erwachsene singen in den Chören des Bayreuther Kirchenmusikers. Die Arbeit mit den Chören bereitet Ruf sehr viel Freude, hat allerdings auch einen Nachteil, was sein eigenes Leben angeht. Chorproben sind immer dann, wenn die Chorsänger Freizeit haben, also in den Abendstunden. Von daher beginnt der Arbeitstag von Sebastian Ruf in den meisten Fällen eher selten vor 10 Uhr morgens und geht dann bis in den Abend hinein. „Ich arbeite dann, wenn die anderen Feierabend haben.“
Bayreuth klein und doch groß
Nach Bayreuth kam Ruf eher zufällig. Nach dem Abschluss seines Studiums der Kirchenmusik hat Ruf verschiedene Diözesanen angeschrieben und gefragt, ob die Stelle eines Kirchenmusikers zu besetzen sei. Daraufhin
habe sich Diözesanmusikdirektor Markus Willinger bei ihm gemeldet und ihn darüber informiert, dass die Nachfolge von Christoph Krückl in Bayreuth zu besetzen wäre.
Bayreuth sei von der Einwohnerzahl keine Großstadt und er sei hier sehr herzlich aufgenommen worden. „Die Kirche und der Glaube spielen hier aber beispielsweise eine größere Rolle als in Berlin“, stellt Ruf fest. Die Hektik der Großstadt vermisse er nicht. Und auch kulturell sei durchaus einiges geboten. Bei den Richard-Wagner-Festspielen im Sommer sei die Stadt voll mit kulturinteressierten Menschen. Jeweils an den Samstagen um 12 Uhr findet eine Orgelmatinee statt – in der Regel mit einer voll besetzten Schlosskirche mit rund 200 Personen.
Sebastian Ruf schätzt an seinem Beruf die Vielfalt. Immerhin kann er kirchenmusikalisch mehr als ein ganzes Jahrtausend abdecken. Von der Gregorianik bis zur modernen Jazz-Messe der Gegenwart. Doch wenn der Kirchenmusiker ein Fazit über seine Arbeit ziehen soll, dann fällt das so aus: „Es ist die Arbeit mit den Menschen vor Ort, die mich am meisten begeistert.“
